Buruli – eine vernachlässigte und unverstandene Krankheit

Am 11. Dezember 2006, um 18.30 Uhr, sendet das Wissenschaftsmagazin „Nano“ auf 3sat eine Reportage über die Behandlung von Kindern mit Buruli Ulcer am KCCR. Studiogast ist der Koordinator der Buruli-Studie und Leiter des BNI, Prof. Bernhard Fleischer.

Während die Ausrottung der Lepra dank neuer Behandlungsmethoden voranschreitet, verbreitet sich in vielen Ländern West-, Zentral- und Ostafrikas ein naher Verwandter des Lepra-Erregers – das Mycobacterium ulcerans. Ähnlich wie der Erreger der Lepra (Mycobacterium leprae) verursacht dieses Bakterium Hautgeschwüre, für die es jedoch noch keine etablierte Therapie mit Antibiotika gibt. Häufig müssen die Geschwüre chirurgisch entfernt werden, in dessen Folge entstellende Narben und Bewegungseinschränkungen zurückbleiben. In manchen Gegenden in Westafrika kommen auf 100.000 Einwohner bereits 280 Fälle von Buruli-Erkrankungen.

Der Name der Erkrankung stammt aus den 60er Jahren. In dieser Zeit traten viele Fälle im Buruli County, Uganda auf (der heutige Nakasongola District). Berichte über Buruli-Erkrankungen gibt es bislang aus 32 Ländern, vor allem aus den Tropen und Subtropen, aber auch aus gemäßigten Zonen, wie z.B. Australien. Bislang ist nur sehr wenig über Buruli bekannt, die Übertragungsmechanismen sind noch weitgehend ungeklärt. Häufig ist jedoch die ländliche Bevölkerung in der Nähe von Gewässern oder Sumpfland betroffen, über eine Infektion durch das Wasser oder Wasserinsekten wird daher spekuliert. Untersuchungen zur Übertragung werden parallel in drei betroffenen afrikanischen Ländern durchgeführt (Bénin, Demokratische Republik Kongo und Ghana).

Krankheitsbild

Die Geschwüre können sich an allen Stellen des Körpers bilden, aber etwa 90% treten an den Extremitäten auf. Das Mycobacterium ulcerans setzt Mycolacton frei, ein Gift, das zur Zerstörung des Gewebes führt und gleichzeitig die Immunabwehr des Patienten unterdrückt. Ohne zusätzliche Infektionen (sog. Sekundärinfektionen) bleibt Buruli zunächst meist schmerzlos für den Patienten und verläuft fieberfrei. Daher wird häufig erst im fortgeschrittenen Stadium medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Doch therapeutische Krankenhausaufenthalte sind teuer und können mehr als drei Monate dauern.

Bleibt Buruli unbehandelt, bilden sich große Geschwüre, die zu ausgedehnten Vernarbungen führen. Die Folge sind schwere bewegungseinschränkende Behinderungen und im schlimmsten Fall Amputationen. Die Betroffenen leiden neben der gesellschaftlichen Stigmatisierung unter dem Ausfall der Erwerbstätigkeit bei Erwachsenen bzw. der Einschränkung des Schulbesuchs bei Kindern. Das ganze führt so zu weiteren sozial-ökonomischen Problemen.

Diagnostik

Das Mycobakterium ulcerans kann mikroskopisch nachgewiesen werden, ferner mittels der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und der kulturellen Anzüchtung des Bakteriums, die allerdings mindestens sechs Wochen in Anspruch nimmt. Die letztgenannten Methoden erfordern jedoch eine geeignete Laborausstattung, die in ländlichen Krankenhäusern nicht verfügbar ist. Ein schnelles, einfaches und preiswertes Nachweisverfahren für das Bakterium ist dringend erforderlich. Wird die Erkrankung früh erkannt, können teure, aufwändige Behandlungen und größere Narben vermieden werden.

Partner:
– Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg
– Ludwig-Maximilians-Universität München
– Prince Leopold Institute of Tropical Medicine, Antwerpen, Belgien
– National Buruli Ulcer Control Programme, Cotonou, Bénin
– Institut Médical Evangélique, Kimpese, Demokratische Republik Congo
– Kwame Nkrumah University of Science and Technology, Kumasi, Ghana
– Groningen University Medical Centre, Groningen, Niederlande
Projekt BURULICO:
Buruli ulcer: multidisciplinary research for improvement of control in Africa
Förderumfang durch die Europäische Union: 1,6 Mio Euro.
Sendetermin:
Die Reportage über das Buruli-Ulcus wird am Montag, 11.12.2006 um 18.30 Uhr im Wissenschaftsmagazin „Nano“ (3sat) gesendet.

Im Rahmen der Ausstrahlung am 11.12.2006 stellt das ZDF weitere Bilder zur Verfügung: http://bilderdienst.zdf.de (unter Programmwoche oder unter Bildanfrage suchen, ggf. kostenlosen Zugang beantragen).

KONTAKT

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Eva Königsmann
Pressereferentin
Tel. +49 40 4 28 18 – 525
Fax +49 40 4 28 18 – 400
Email:
koenigsmann@bni-hamburg.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner (Koordinator):
Prof. Dr. Bernhard Fleischer
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Fax +49 40 4 28 18 – 400
Email:
bni@bni-hamburg.de
Das Tropeninstitut und das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR)
Im Jahre 1900 gegründet, ist das Bernhard-Nocht-Institut (BNI) Deutschlands älteste und größte Einrichtung für Tropenmedizin. Forschungsschwerpunkte sind Malaria, Amöbiasis und tropische Fieberviren. Das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) wurde 1997 als modellhafte Kooperation zwischen dem BNI und der örtlichen Kwame Nkrumah University of Science and Technology gegründet. Der mit Mitteln der VolkswagenStiftung errichtete Forschungscampus des KCCR bietet administrative Unterstützung, modern eingerichtete Laboratorien und Büroräume sowie Kommunikations- und Transportmöglichkeiten für internationale Forschungsprojekte unter Einbeziehung ghanaischer Wissenschaftler. Durch eine Vielzahl erfolgreicher Projekte hat sich KCCR international als Einrichtung für Forschung und wissenschaftliche Ausbildung etabliert, die Wissenschaftlern aus aller Welt offensteht.

Grundlage für die langjährige Kooperation ist ein Staatsvertrag zwischen der Republik Ghana und der Freien und Hansestadt Hamburg, der privilegierte Bedingungen für internationale wissenschaftliche Projekte in Ghana zusichert. Das Hamburger Tropeninstitut organisiert den Betrieb des KCCR, die Universität von Kumasi stellt wissenschaftliche Partner und gewährt die logistische Anbindung an die Universität.

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Eva Königsmann idw

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