Auch Fische haben eine Persönlichkeit

Nicht nur Säugetiere haben einen Charakter, wie Forscher der University of Liverpool nun herausgefunden haben. Auch Regenbogenforellen können tapfer oder feig sein – je nach dem, was sie in ihrem Leben gesehen oder gelernt haben, berichten die Wissenschaftler in der jüngsten Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature. Ausschlaggebend für das Verhalten der Fische scheinen verlorene oder gewonnene Kämpfe unter Artgenossen zu sein.

Die Forscher um die Biologin Lynne Sneddon haben nach Untersuchungen verschiedene Persönlichkeiten von Forellen identifizieren können. Wie Menschen hätten diese Tiere ganz unterschiedlich auf neue Konfrontationen reagiert. Während sich die einen interessiert zeigten, waren andere sehr zurückhaltend oder sogar ängstlich. Was die Forscher allerdings besonders interessierte, war der Umstand, ob die Fische ihr Verhalten aufgrund veränderter Lebensumstände auch ändern können. Dazu hatten die Wissenschaftler besonders neugierige und interessierte Fische und besonders scheue und zurückhaltende Fische separiert.

Die Idee der verschiedenen Tier-Charaktere liegt der Lehre des „behavorialen Syndroms“ bei Tieren zugrunde. Diese Theorie versucht zu erklären, warum sich verschiedene Spezies nicht immer ihren Lebensumständen entsprechend verhalten. Ein aggressives Männchen etwa mag zwar zur Abwehr seines Reviers gut gerüstet sein, könnte aber aufgrund seines Verhaltens auch Weibchen davon abhalten, sich mit ihm zu paaren. Die Forscher hatten die Tiere in verschiedene Situationen gebracht, in denen sie teilweise als Gewinner von Kämpfen, aber auch als Verlierer ausstiegen.

Sneddon hat in ihren Versuchen nun festgestellt, dass Schüchternheit und Verwegenheit von physiologischen Faktoren wie etwa Stresshormon-Werten abhängen. Wenn Fische einen Kampf verlieren, erhöhen sich diese Stresshormon-Werte wie etwa jenes von Cortisol. Das macht sie in zukünftigen Kämpfen umsichtiger. Zudem konnten die Forscher feststellen, dass die Fische sehr genau das Verhalten anderer Fische beobachteten. Wie vorhersehbar waren schüchterne Fische, die einen Kampf gewonnen hatten, danach zuversichtlicher. Unerwarteterweise waren schüchterne Fische, die im Kampf verloren hatten, danach bei der Nahrungssuche wagemutiger. Das sei eine Art „Desperado-Effekt“, meint die Forscherin. Schüchterne Fische, die über ihren Charakter Bescheid wissen, müssten um ihre Nahrung noch stärker kämpfen, damit sie überhaupt etwas zu fressen bekommen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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