Neuer Regulationsmechanismus entdeckt

Vor einigen Jahren gelang es, sämtliche Gene des Menschen zu kartieren und in ihrem Aufbau zu bestimmen. Einige dieser Gene werden in allen Zellen des menschlichen Körpers abgelesen, andere können je nach Bedarf an- oder ausgeschaltet werden. Die Mechanismen, die zu diesem An- oder Ausschalten von Genen führen, sind nur unzulänglich verstanden und werden momentan weltweit von zahlreichen Wissenschaftlern untersucht.

Diese Schaltvorgänge sind äußerst komplex und werden unter maßgeblicher Beteiligung von Eiweißmolekülen (Proteinen) vermittelt. Nun ergibt sich allerdings die nächste Frage: Woher weiß das regulatorische Protein, wann es welches Gen regulieren soll? Um dieses Problem zu lösen, bedient sich die Natur einer Reihe von Tricks. Einige Proteine sind darauf spezialisiert, sich mit anderen Proteinen zu verknüpfen und damit ihre Eigenschaften zu verändern.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Lienhard Schmitz am Biochemischen Institut des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen fand heraus, dass die unverknüpfte Form eines Regulatorproteins zur Aktivierung von Genen führt, während die verknüpfte Form im Abschalten von Genen resultiert. Der Verknüpfungsvorgang ist also ein zentraler Schalter, der die Entscheidung zwischen An- oder Abschalten von Genen vermittelt. Allerdings bleibt die Frage offen, wie denn nun der Verknüpfungsvorgang selber reguliert ist, mit anderen Worten: Wer reguliert den Regulator? Wie die Gießener Arbeitsgruppe nun in einem in der Zeitschrift „Molecular Cell“ erscheinenden Artikel weiter darlegt, ist diese Verknüpfung ihrerseits ein streng regulierter Prozess. Dabei stellt die Aktivierung des Regulatorproteins selbst die Weichen, ob es selber verknüpft wird (also Gene reprimiert) oder die unverknüpfte Form vorzieht, was in einer Genaktivierung resultiert. Die Gießener Arbeitsgruppe hofft, mit diesen Ergebnissen auch ein vertieftes Verständnis der Vorgänge zu erreichen, die der Fehlregulation von Genen bei Krankheitsprozessen zugrunde liegen.

Die Forschungsergebnisse der Gießener Biochemiker wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Molecular Cell“ veröffentlicht: Ana Roscic, Andreas Möller, Marco A. Calzado, Florian Renner, Verena C. Wimmer, Ekaterina Gresko, Katharina Schmid Lüdi, and M. Lienhard Schmitz: Phosphorylation dependent control of Pc2 SUMO E3 ligase activity by its substrate protein HIPK2, in: Molecular Cell 24, 77-89, October 6, 2006.

Kontakt:

Prof. Dr. Lienhard Schmitz
Biochemisches Institut
Fachbereich Medizin
Friedrichstraße 24, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-47570
E-Mail: Lienhard.Schmitz@biochemie.med.uni-giessen.de

Media Contact

Christel Lauterbach idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-giessen.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Kombination von Schwerionentherapie und mRNA-Impfstoff

Gemeinsam für die Krebsforschung: TRON und GSI/FAIR untersuchen Kombination von Schwerionentherapie und mRNA-Impfstoff. Es könnte eine neue, vielversprechende Kombination von zwei Therapieansätzen sein und ein Schlüssel, um Krebserkrankungen im fortgeschrittenen…

Im Gleichgewicht: Wie das Gehirn seine Sensitivität justiert

Eine sensitive Wahrnehmung unserer Umwelt ist essenziell, um unser Verhalten zu steuern. Reagieren die neuronalen Netzwerke im Gehirn jedoch zu empfindlich auf Reize, führt dies zu neurologischen Störungen wie Epilepsie….

Partner & Förderer