Wissenschaftliche Sensation: 200-jährige Samen keimen

Einem britischen Forscherteam um den Wissenschaftler Matt Daws von den Royal Botanic Gardens Kew ist es gelungen, 200 Jahre alte Samen zum Keimen zu bringen. In der Geschichte der Botanik handelt es sich um eine Sensation, wie auch BBC-Online berichtet. Die Samen, die vom Holländer Jan Teerlink 1802/3 in Kapstadt erworben wurden, lagen in einem Notizbuch und wurden vor einigen Monaten dem botanischen Garten in Kew übergeben.

„Ehrlich gesagt, glaubten wir nicht daran, dass diese Samen noch keimen würden“, so Matt Daws im pressetext-Interview. „Da die kleinen Papierbriefchen, in denen sich die Körner befunden hatten, genau beschrieben waren, konnten wir feststellen, dass die Pflanzensamen aus Südafrika kamen.“ Da das Klima in der Kap-Region ähnlich jenem im Mittelmeerraum ist, probierten die Forscher eine Keimung über Rauch aus. Sie imitierten ein Buschfeuer. „Tatsächlich haben zwei Samen bereits nach knapp zehn Tagen zu keimen begonnen, andere erst nach drei Monaten“, so der Wissenschaftler, der als Experte in der Millennium Seed Bank tätig ist. „Wenn man bedenkt, dass die Samen mindestens ein Jahr lang mit dem preußischen Schiff „Henriette“ von Südafrika nach Europa unterwegs waren, das dann von den Briten mit all seiner Fracht erbeutet wurde und im Tower von London lagerten, ehe sie vor zehn Jahren in die National Archives überstellt wurden, ist es ein echtes Wunder“, so der Forscher.

Im Mai haben die Wissenschaftler dann die Samen erhalten. „Üblicherweise probieren wir unter solchen Umständen verschiedene Möglichkeiten aus. Da es aber nur 32 Samen waren, war das nicht möglich“, meint Daws. Offensichtlich war Daws Versuch erfolgreich: Bei der einen Spezies handelt es sich um die Hülsenfrucht Liparia villosa, bei den beiden anderen handelt es sich um zwei noch nicht genau identifizierte Acacia- sowie eine Protea-Spezies. „Bei der Liparia haben von 25 Samen insgesamt 16 gekeimt. Das Problem bei der Acacia war sehr kompliziert. Hier hatten wir nur zwei Samen, wobei einer durch Insekten bereits zerstört war“, erklärt Daws.

Neben der genauen Datierung auf den kleinen Briefchen und im Notizbuch, ergaben auch Karbonmessungen, dass die Samen mindestens 150 Jahre alt sein mussten, so der Forscher. „Das sind nicht die ältesten Samen, die zum Keimen gebracht wurden“, meint Daws. Ein in der Mandschurei gefundener Lotus-Samen, der auf ein Alter von 1.200 Jahren datiert wurde, ist in einem US-Labor zum Keimen gebracht worden“, berichtet der Wissenschaftler. Dies sei auch wissenschaftlich beschrieben worden. Hingegen gebe es für die 2.000 Jahre alten Dattel-Samen, die angeblich zum Keimen gebracht wurden, keine wissenschaftlichen Berichte. „Das besondere an den nun gezogenen Samen ist jedoch, dass die Lagerung nicht wirklich sorgsam war“, so der Forscher. „Wenn die Pflanzen ein wenig älter geworden sind, werden wir genetische Analysen durchführen und die alten Pflanzen mit den modernen vergleichen. Dadurch wollen wir Unterschiede in der Flora der Kap-Region herausarbeiten“, meint Daws abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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