Gentechnik für ertragssicherere Rebsorten und neue Weine

Mitarbeitern der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt „Istituto Agrario di San Michele all ´Adige“ (IASMA) ist es gelungen, nach sechsjähriger Untersuchung das Desoxyribonukleinsäure-Molekül (DNS) der Traubensorte Pinot Nero (Blauburgunder) vollständig aufzuschlüsseln. Mittels eines als Sequenzierung bekannten Verfahrens konnte die für Zellstoffwechsel und Proteinsynthese verantwortliche Basensequenz in deren Erbgut (genetischer Code) ermittelt werden. Insgesamt wurden über 250.000 Genzeichen (Marker) und 22.875 Gensequenzen festgestellt. Das Projekt ist Teil des 2001 in Kalifornien ins Leben gerufenen „International Grape Genome Program“.

IASMA-Direktor Giovanni Gius erklärte: „Was wir beabsichtigen, ist nicht die Herstellung von Biotech-Weinen, sondern die genetische Verbesserung der bestehenden Rebsorten und die Entstehung neuer Weine. Ich denke dabei vor allem an Gewächse, die resistenter gegen Unwetter und Krankheiten sind.“ Ähnliche Untersuchungen werden derzeit vom Institut an sechs weiteren Nutzpflanzen, darunter Mais und Tomate, durchgeführt. „Die Weinrebe ist dank unserer Untersuchung das bisher einzige mehrjährige Gewächs, dessen DNS vollständig bekannt ist“, bestätigt Gius. Das von der örtlichen Sparkassenstiftung und der Autonomen Provinz Trento finanzierte Programm wurde in Zusammenarbeit mit der Us-Firma Myriad Labs abwickelt, die über Erfahrungen bei der Erforschung der Gensequenz bei Reispflanzen verfügt und diese bei der Ausbildung der Institutstechniker eingebracht hat.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen der internationalen Fachwelt erstmals im kommenden Herbst vorgestellt werden. Ihr Nutzen wird laut Giovanni Gius als zunächst den für Südtirol typischen Weinsorten wie dem Marzemino und Teroldego zugute kommen. Obwohl sie bereits durch ein Patent geschützt sind, sollen sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein ähnliches Vorhaben unter französischer Beteiligung (Projektname: „Vigna“) wird von der Universität Udine an einer anderen Rebsorte durchgeführt, ist jedoch dabei hinter dem vorgesehenen Zeitplan zurückgeblieben. „Eine Kooperation mit Udine könnte schon bald Wirklichkeit werden, da die Aufschlüsselung der Gensequenzen einen Ausgangspunkt für neue Forschungsarbeiten bietet“, meint Institutsleiter Gius.

An Verbesserungen in der Weinkellertechnik arbeitet Prof. Carlo Bruschi am Internationalen Genetikinstitut in Triest . Er hält es für möglich, durch den Einsatz neuer Hefezüchtungen oder gezielterer Hefedosierungen die Mostvergärung erheblich zu verkürzen, ohne dabei nachteilige Folgen auf die geschmacklichen und farblichen Eigenschaften der Weine hervorzurufen. Dadurch könnten die Weine nicht nur schneller zur Vermarktung gebracht, sondern auch weniger Risikofaktoren ausgesetzt werden.

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Harald Jung pressetext.austria

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