Feinster Laser-Schnitt durch Biomaterial

Nur 110 Nanometer breit sind diese Schnitte in ein menschliches Chromosom 1, die ein Team um Dr. Karsten König am Jenaer Uni-Institut für Anatomie II mit einem Nano-Laserskalpell vornahm. Foto: König, Riemann, Fritzsche


Jena. (13.06.00) Weltrekord in Jena: Am Institut für Anatomie II der Friedrich-Schiller-Universität hat ein Team um PD Dr. Karsten König die weltweit feinsten kontaktfreien Laser-Schnitte durch biologisches Material ausgeführt. Nur 110 Nanometer – elf millionstel Zentimeter – schmale Kerben schnitten die Wissenschaftler in ein menschliches Chromosom 1 mit ihrem Nano-Laserskalpell. Dieses neuartige Hightech-Instrument gilt als eine künftige Schlüsseltechnologie für die Genetik, Tumortherapie, Neurochirurgie und in der Augenheilkunde.

Derzeit experimentieren wir noch mit präparierten Chromosomen und mit speziell im Labor gezüchteten lebenden Zellen", erklärt Dr. König, "prinzipiell sind wir bereits in der Lage, chirurgische Eingriffe in Zellkernen oder in anderen Bestandteilen lebender Zellen vorzunehmen." Das Jenaer Skalpell funktioniert mit Hilfe eines hochintensiven, ultrakurzgepulsten Lasers. Im Fokus des Lichtstrahls entsteht ein heißes Plasma, ähnlich wie im Inneren der Sonne – allerdings nur in einem winzigen Bereich von weniger als einem billiardstel Liter Volumen (10 hoch minus 16). "Wir arbeiten im nahinfraroten Spektrum", erläutert Karsten König, "das bedeutet, dass wir nicht nur an der Oberfläche agieren, sondern bis zu unserem Operationsgebiet auch mehrere Zellschichten unbeschadet durchdringen können."

Noch ist die Nano-Laserchirurgie lediglich Forschungsmethode. Die Experten hoffen aber, schon bald gezielt vereinzelte Krebszellen per Laserstrahl außer Gefecht zu setzen oder in der Augenheilkunde kleinste Korrekturen der Netzhaut äußerst präzise und narbenfrei ausführen zu können. Auch für das breite Feld der Gendiagnostik und -therapie soll das Nano-Laserskalpell künftig zum Instrumentarium gehören.

Ansprechpartner:
PD Dr. Karsten König
Institut für Anatomie II der Universität Jena
Tel.: 03641/938560, Fax 938552
E-Mail: kkoe@mti-n.uni-jena.de

Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de

Media Contact

Dr. Wolfgang Hirsch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer