Wie effektiv sind Biologika für Vaskulitis-Patienten?

Die Entwicklung der Biologika revolutioniert geradezu die Therapiemöglichkeiten bei einer Vaskulitis – und gibt Patienten Anlass zur Hoffnung. Diese junge Medikamentengruppe zeichnet sich durch eine bisher nicht gekannte Präzision der Wirkung auf entzündliche Prozesse aus. Vaskulitiden gehören zur Gruppe der Rheumaerkrankungen und sind entzündliche Veränderungen an den Blutgefäßen. Da es sich bei dieser seltenen Autoimmunerkrankung potenziell um lebensgefährliche Erkrankungen handelt, ist eine Verbesserung der Therapiestrategien von entscheidender Bedeutung.

Mit dem Einsatz von Biologika können sogenannte Botenstoffe, die die Information „Entzündung“ zu den Blutgefäßen tragen, gezielt blockiert werden. Dieser Vorgang führt in bestimmten Krankheitssituationen zu einer bisher nicht erreichten Besserung des Krankheitsverlaufes. Trotz enthusiastischer Erwartungen, ist der tatsächliche Stellenwert der neuen Therapie noch nicht gänzlich geklärt. Denn bisher liegen noch keine ausreichenden Forschungsergebnisse über die langfristige Effektivität und Nebenwirkungen dieser neuen Therapieform vor. Doch Oberarzt und Rheuma-Forscher Dr. Peer M. Aries aus Lübeck ist sich sicher: „Durch das wachsende Verständnis der Entzündungsmechanismen und die rasante Entwicklung in der Biotechnologie werden sicherlich weitere Biologika in Zukunft zur Verfügung stehen.“

Peer M. Aries ist am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, in der Poliklinik für Rheumatologie und der Rheumaklinik Bad Bramstedt täglich im Kontakt mit Vaskulitis-Patienten. Als Mitglied im Kompetenznetz Rheuma – dem Netzwerk für die Rheuma-Forschung in Deutschland – wird er am Dienstag und Mittwoch, den 12. und 13. September, Betroffenen und Fachleuten im Chat für Fragen und Informationen zur Verfügung stehen.

Sind Biologika „gesündere“ Medikamente?

Biologika sind keineswegs gleich zu setzen mit „biologisch“ und damit ohne Nebenwirkungen. Die Bezeichnung bezieht sich auf die technisch sehr aufwändige Art ihrer Produktion. Mittels Biotechnologie werden sie in einem äußerst komplizierten Verfahren aus lebenden Zellen – somit biologisch – gewonnen. Die in Mäusen, Hamstern oder Menschen gewonnen ursprünglichen Eiweiße werden anschließend im Labor aufgereinigt und vervielfältigt. Dieser Prozess ist mit hohen Kosten verbunden.

Bisher bekannte Nebenwirkungen von Biologika bei einer Vaskulitis-Therapie sind im Wesentlichen eine gestörte Abwehrreaktion bei Infektionen. Durch den Einfluss, den die Eiweißzellen dieser Medikamente auf das Immunsystem des Körpers nehmen, wird nicht nur die Entzündung in den Blutgefäßen gestoppt, sondern auch die natürliche Abwehr des Körpers bei Infektionen behindert.

Behandlungen mit Biologika sind individuell abzuwägen

Wie sinnvoll eine Biologika-Therapie bei Patienten mit Vaskulitis überhaupt ist, wann sie im Krankheitsverlauf beginnen sollte, welche Medikamente in Frage kommen und ob die hohen Kosten im Verhältnis zur Effektivität der Behandlung stehen, sollte unbedingt individuell und von erfahrenen Ärzten oder Zentren entschieden werden.

Expertenchat im Kompetenznetz Rheuma:
Wie effektiv sind Biologika für Vaskulitis-Patienten?
12. und 13. September 2006
jeweils 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
mit Oberarzt Dr. P.M. Aries
Universitätsklinikum Schleswig Holstein
Login: www.chat.rheumanet.org
Weitere Informationen zum Thema „Biologika bei der Therapie der Vaskulitis“ finden Sie im Internet unter www.rheumanet.org, Link Kompetenznetz Rheuma, Thema des Monats September/Oktober.

Geschäftsstelle Kompetenznetz Rheuma: Dr. Cornelia Rufenach, Luisenstraße 41, 10117 Berlin, Tel.: 030/24 04 84 71, Fax: 030/24 04 84 79, kn.rheuma@dgrh.de

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Dr. Cornelia Rufenach idw

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