Ursache für plötzlichen Kindstod an drei Genen ausgemacht

Für Babys, die mit einer Abweichung in drei spezifischen Genen geboren werden, erhöht sich das Risiko eines plötzlichen Kindstodes (SIDS) um das 14-fache. Das haben Wissenschaftler der Universität Manchester aufgedeckt. Vor fünf Jahren ist es ihnen bereits gelungen, einen Zusammenhang zwischen SIDS und bestimmten Varianten des Gens Interleukin-10 (IL-10) festzustellen. Jetzt konnten die Forscher auch Mutationen in den Genen Interleukin-6 (IL-6) und VEGF als Ursachen für SIDS identifizieren. Während die ersten zwei Gene eine Rolle bei der körpereigenen Immunreaktion gegen Entzündungen spielen, ist das VEGF-Gen ein essenzieller Wachstumsfaktor für die Entwicklung der Lungen. Die Studienergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Human Immunology veröffentlicht.

Die Forscher analysierten die DNA von 25 an SIDS gestorbenen Säuglingen und suchten nach Abweichungen in fünf bestimmten Genen. Dabei entdeckten sie, dass die drei betreffenden Gene signifikante Unterschiede mit jenen der Kontrollgruppe vorwiesen. Den Wissenschaftlern zufolge könnte die Kombination einer verminderten Lungenfunktion und eines geschwächten Immunsystems das Risiko auf SIDS bei Babys steigern. „Wir haben jetzt drei Gene unterscheiden können, die sehr eng mit einem plötzlichen Kindstod im Zusammenhang stehen“, erklärt Studienleiter David Drucker. „Diese könnten dazu führen, dass Babys in einer Phase mit einer geringeren Immunität Infektionen nicht gewachsen sein.“ Die meisten Säuglinge sterben zwischen ihrem zweiten und vierten Lebensmonat.

„Diese Studie hat unsere Kenntnisse über die Ursachen von SIDS erheblich erweitert: Wir wissen jetzt, dass es keine simple Erkrankung ist, sondern eine Sammlung von verschiedenen Todesursachen“, so Drucker. „Jetzt, wo wir wissen, wie wir Risikobabys identifizieren können, kann die Gesundheitspflege sich explizit auf die verletzlichsten Kinder richten.“ Laut dem Forscher könnte diesen Kindern im Prinzip ein frei erhältliches Immunserum verabreicht werden. Daneben könnten die Mütter persönlich über die Einschränkung von anderen Risikofaktoren, wie etwa eine gefährliche Schlafhaltung, beraten werden. Ein noch hinzukommender Vorteil sei, dass forensische Wissenschaftler künftig durch genetische Proben beurteilen könnten, ob ein Baby tatsächlich an den Folgen von SIDS gestorben ist. So können tragische Fehltritte der Justiz, die in der Vergangenheit zu unberechtigten Verurteilungen geführt haben, in Zukunft vermieden werden.

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Reanne Leuning pressetext.austria

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