Affen sind doch nicht so klug wie bisher angenommen

Was für den Homo sapiens zum täglichen Geschäft gehört – nämlich Experten beim Hantieren mit Geräten zu beobachten, um selbst daraus zu lernen, scheint bei unseren nächsten Artverwandten – den Menschenaffen – offensichtlich nicht selbstverständlich zu sein. In Gefangenschaft haben Forscher immer wieder beobachtet, dass die Tiere von einander nützliche Fähigkeiten wie etwa das Aufschlagen von Nüssen mit Steinen lernen. Sogar von menschlichem Handeln konnten die Tiere abschauen. Wie sich die Menschenaffen allerdings in freier Wildbahn verhalten, konnten nun Forscher der Zoological Society von San Diego feststellen, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist Online http://www.newscientist.com .

Bei Untersuchungen von Menschenaffen in Kamerun hat sich nämlich herausgestellt, dass diese Fähigkeiten bei weitem nicht so häufig in der Wildnis zu finden sind, wie ursprünglich angenommen. Solche nützlichen „Survival-Tricks“ werden in freier Wildbahn nur selten entwickelt. Wenn sie dann weiter verbreitet werden, dann durch so genannte „kulturelle Dissemination der Fähigkeit“ durch die Familie, Sippe und Nachfahren der 'erfinderischen Vorfahren'.

Ein gutes Beispiel dafür haben Forscher in Westafrika, im Westen der N'Zo-Sassandra-River Region in der Elfenbeinküste (Cote D'Ivoire) gefunden. Die Wissenschaftler hatten eine Schimpansen-Kolonie entdeckt, in der die Tiere Nüsse mit Steinen geschickt öffnen konnten. Dadurch, dass das Gebiet durch einen reißenden und für die Tiere unpassierbaren Fluss begrenzt war, konnte dieses Wissen unmöglich weitergegeben worden sein. Demnach musste die Fähigkeit auf Schimpansen dieser Region beschränkt sein. Alle Indizien sprachen dafür. Nun haben allerdings die beiden Wissenschaftler Bethan Morgan und Ekwoge Abwe von der San Diego Conservation for Endangered Species das gleiche Phänomen in Kamerun rund 1.700 Kilometer weiter östlich ebenfalls beobachtet. Zwei unterschiedliche Theorien sollen eine Erklärung dafür sein: Eine davon lautet, dass sich dieses Wissen doch Richtung Osten ausbreiten konnte, aber dazwischen als „Fähigkeit“ verloren ging bzw. ausstarb.

„Bisher konnte allerdings noch nie beobachtet werden, dass kulturelle Wesenszüge bei Schimpansen einfach verschwanden“, erklärte Morgan. Die Forscherin meint, dass dies höchst unwahrscheinlich sei. Die zweite Theorie geht davon aus, dass auch in der Sippe in Kamerun einige der Tiere über spezielle Fähigkeiten verfügten und es unabhängig von der Kolonie in der Cote d'Ivoire weiter gegeben und entwickelt wurde.

Wie immer die Antwort auf diese Frage auch laute, sie werfe neue Fragen in der Entwicklung der Fähigkeiten unsere nächsten Artverwandten auf, meinen die Experten. Möglicherweise liege darin auch die Antwort auf die erlernten Fähigkeiten beim frühen Menschen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.sandiegozoo.org

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