Lassafieber

Die Erkrankung

Lassa-Fieber ist eine Viruserkrankung und in ländlichen Gebieten West-Afrikas ganzjährig verbreitet. Überträger sind chronisch infizierte kleine Nagetiere (Mastomys natalensis), die in die Vorratshäuser eindringen und Nahrungsmittel mit Urin oder Exkrementen kontaminieren. Bei engen Kontakt mit Erkrankten ist das Lassafieber auch von Mensch zu Mensch übertragbar.

Die Krankheit beginnt beim Menschen meist mit Grippe-ähnlichen Symptomen, also Halsschmerzen, Lungenentzündung und hohem Fieber. Bei schweren Fällen wird auch eine Hepatitis beobachtet. Im Verlauf der Krankheit kann sich eine lebensbedrohliche Blutungsneigung entwickeln (Hämorrhagie). Die Sterblichkeitsrate der stationär behandelten Patienten liegt bei 10 – 20%, meist versterben die Patienten an Multiorgan- oder Herz-Kreislauf-Versagen. Bevölkerungsstudien in den Hauptverbreitungsgebieten Westafrikas geben Hinweise darauf, dass Lassavirus-Infektionen offenbar auch ohne auffällige klinische Symptome verlaufen können.

Wegen der als hoch eingeschätzten Seuchengefahr wird das Lassavirus in die höchste biologische Sicherheitsstufe vier eingruppiert. Die Behandlungsmöglichkeiten beschränken sich im Wesentlichen auf eine Erleichterung der Symptome. Eine Wirksamkeit des antiviralen Medikamentes Ribavirin ist zumindest für die Frühphase der Erkrankung beschrieben. Ribavirin wird auch zu Prophylaxe für Kontaktpersonen eingesetzt. Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung. Die Präventionsmaßnahmen konzentrieren sich deshalb auf die Isolierung des Patienten, die Beobachtung von Kontaktpersonen sowie strikte Schutzmaßnahmen im Umgang mit dem Virus.

Lassa-Fieber in Europa

In den letzten sechs Jahren sind vereinzelt Lassa-Infektionen nach Europa eingeschleppt worden. Verdachtsfälle von Lassafieber in Europa standen meist in Zusammenhang mit Hilfseinsätzen im bürgerkriegsgeschüttelten Sierra Leone. Die Krankheit ist aufgrund ihrer Verbreitung für Touristen normalerweise keine bedeutsame Gesundheitsgefahr. In Deutschland starb jedoch 2000 eine Studentin am Lassafieber, die sich als Rucksacktouristin in den ländlichen Endemiegebieten Westafrikas aufgehalten hatte. Ebenfalls in 2000 wurde Lassa bei einem Nigerianer diagnostiziert, der wegen neurologischer Symptome in Deutschland behandelt wurde und aufgrund anderer Ursachen verstarb.

Möglicherweise Nur in einem der Lassa-Fälle in Deutschland kam es zu einer Übertragung des Virus auf eine enge Kontaktperson, die aber nicht zu einer Erkrankung führte.

Diagnostik

Die Diagnostik erfolgt durch Virusnachweis im Blut, Urin und anderem klinischen Material während der akuten Krankheitsphase oder dem Nachweis von spezifischen Antikörpern. Für einen schnellen direkten Virusnachweis wird die Erbsubstanz RNS des Virus über Genamplifikation (RT-PCR) vermehrt. Diese zuverlässigen und hochempfindliche Tests sind in der Virologie des BNI für viele hämorrhagische Fieber wie z.B. Lassa-, Ebola- und Marburgfieber entwickelt worden. Um eine schnelle Diagnostik hochinfektiöser Erkrankungen wie das Lassafieber zu gewährleisten, besteht am Bernhard-Nocht-Institut eine 24stündige Rufbereitschaft. Im aktuellen Lassafieber-Fall konnte die Abteilung für Virologie am 20. Juli 2006 innerhalb weniger Stunden eine positive Diagnose durch direkten Virusnachweis stellen. Genetische Analysen ergaben, dass es sich um einen Virusstamm aus Sierra Leone handelt.

Virologie am Bernhard-Nocht-Institut

Am BNI wird seit über 20 Jahren an hochinfektiösen tropischen Fieberviren geforscht. Für diese Arbeiten steht ein Labor der höchsten biologischen Hochsicherheitsstufe vier zur Verfügung. Das Lassa-Fieber ist Forschungsschwerpunkt der Abteilung für Virologie, die durch Kooperationen u.a. mit Nigeria, Guinea und Liberia über eine der größten Lassavirus-Sammlungen weltweit verfügt. Diagnostische Verfahren werden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Klinische Virologie des BNI weiterentwickelt. Die beiden leitenden Virologen Dr. Stephan Günther und Dr. Christian Drosten koordinieren europäische Netzwerke für die Diagnostik hochinfektiöser Fieberviren und arbeiten als Kooperationszentrum mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen.

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Eva Königsmann idw

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