Aus für Gendoping-Sünder

Forscher der Abteilung Sportmedizin der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Gendoping im Blut nachweisen lässt. Bei Gendoping wird DNA der Gene, die die Leistungsfähigkeit eines Sportlers mitbestimmen, in die Körperzellen eingeschleust. Diese transgene DNA sorgt dann vor Ort für eine erhöhte Produktion körpereigener leistungssteigernder Stoffe. Das resultierende Genprodukt ist mit der natürlichen Substanz identisch und hat sich bisher nicht nachweisen lassen. Zwar zielt der Einsatz der Gentherapie in erster Linie auf klinische Anwendungsbereiche. Dennoch befürchten Spezialisten, dass im Spitzensport künftig genetische Manipulationen in Form von Gendoping angewendet werden.

„Gendoping ist sicherlich eine Gefahr für die Zukunft“, bestätigt Günter Gmeiner, Leiter des Doping-Kontroll-Labors des Austrian Research Centers Seibersdorf, die allgemeine Annahme im pressetext-Interview. Gendoping sei prinzipiell anders als die gängigen Dopingprodukte, die nur kurzfristig wirken und wovon die Sportler meistens völlig regenerieren. “ Bei Gendoping hingegen ist nicht vorherzusagen, wie das Gen sich verhält. Auch gibt es keine Möglichkeit, es wieder aus dem Körper loszuwerden“. Neben dem Verfahren, das bereits jetzt ein künstlich hergestelltes Epo-Hormon nachweisen kann, besteht daher auch ein Bedürfnis nach Gendoping-Testverfahren für andere Gene, so Gmeiner.

Ein geeignetes Gendoping-Testverfahren sollte in der Lage sein, in einer gängigen Blutprobe von rund 10 ml zumindest einige Moleküle transgener DNA nachzuweisen. Hieraus erwachsen allerdings zwei erhebliche technische Schwierigkeiten. Zunächst einmal ist das Massenverhältnis zwischen der gesamten in der Blutprobe vorhandenen DNA und der transgenen DNA etwa mit dem Faktor 1014 anzusetzen. Hinzu kommt, dass die transgene DNA in einer durchschnittlichen Blutprobe mit rund zwei bis zehn Millionen Molekülen der im Gesamtpool vorhandenen DNA fast identisch ist.

Es fehlt transgener DNA allerdings an bestimmten Sequenzabschnitten, die in fast jedem menschlichen Gen vorhanden sind – so genannte Introns. Mit Hilfe dieses Unterschieds und durch Einsatz und Modifikation der sich bereits als erfolgreich erwiesenen single cell PCR, die zur Vervielfältigung von DNA eingesetzt werden kann, entwickelten die Forscher der Universität Tübingen ein Verfahren, dass die wichtigsten dopingrelevanten transgenen DNAs hochsensitiv nachweisen kann. In Laborversuchen ist es auf diese Weise gelungen, in der Gesamt-DNA aus 2 ml Blut vier Moleküle zuvor zugegebener transgener DNA spezifisch nachzuweisen. Ziel ist es nun, die Methode so weiter zu entwickeln, dass sie letztendlich auch für den Einsatz als Nachweisverfahren von Gendoping in Frage kommt.

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Reanne Leuning pressetext.deutschland

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