Tumortherapie: Erfolgreiche Krebsbekämpfung durch Gabe von Antikörpern

Bei verschiedenen Krebserkrankungen erweist sich die Immuntherapie mit Antikörpern immer mehr als Erfolg versprechende Therapieform. Sie hat sich mittlerweile neben den herkömmlichen Behandlungsansätzen – Operation, Chemotherapie und Bestrahlung – als vierte Säule fest etabliert. Insbesondere beim Darmkarzinom sowie bei Lymphknotentumoren hat sich die immunologische Krebstherapie in den letzten Jahren von der experimentellen Phase verabschiedet und zur Standardtherapie entwickelt. Das Behandlungsprinzip basiert auf der Erkenntnis, dass Antikörper bestimmte Zielstrukturen auf den Tumorzellen erkennen und gezielt angreifen können; das Wachstum der Tumorzellen wird gehemmt und die Sterblichkeit der Patienten kann deutlich verringert werden. Das Besondere an dem Behandlungsverfahren ist, dass es im Vergleich zu den konventionellen Therapien geringere toxische Nebenwirkungen aufweist. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz gehört zu den aktivsten tumorimmunologischen Forschungszentren in Deutschland. Am 4. und 5. Mai treffen sich hier rund 250 Experten zu einer Fachtagung, die das bundesweit größte Forum für den wissenschaftlichen Austausch auf dem Gebiet der Krebsimmuntherapie darstellt.

Am 4. und 5. Mai 2006 findet zum vierten Mal die Jahrestagung des „Vereins für Immunologische Krebs-Therapie“ (KIMT) in Mainz unter der Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe (DKH) statt. Erneut finden sich auf diesem internationalen Meeting die Experten aus verschiedenen Ländern zusammen, um sich über die Fortschritte auf dem Gebiet der Krebsimmuntherapie auszutauschen. Der Verein KIMT, der unter maßgeblicher Beteiligung der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Mainz sowie den Universitätskliniken in Berlin, Tübingen und Erlangen im Jahre 2002 gegründet wurde, will vor allem der wissenschaftlichen „Community“ im Bereich der Tumorimmunologie eine Kommunikationsplattform bieten. Neben Jahrestagungen und Expertentreffen wird eine Homepage (www.KIMT.de) betrieben, über welche unter anderem die aktuellen Tumorvakzinationsstudien in Deutschland abgefragt werden können. Zum ersten Mal wird es dieses Jahr auch möglich sein, nach der Tagung alle Vorträge der Redner über die KIMT-Homepage in Bild und Ton abzurufen.

Für das diesjährige Meeting konnte die wissenschaftliche Basis durch den Zusammenschluss mit der Würzburger Initiative „Strategies for Immune Therapy“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ulf Rapp erweitert werden. Hauptthemen der Tagung sind die antikörpervermittelte Immuntherapie und Möglichkeiten der Tumorvakzination.

Während bei der Gründung des KIMT-Konsortiums im Jahr 2002 immunologische Therapien noch als experimentell eingestuft wurden, haben sich in den letzten Jahren vor allem Antikörpertherapien zu Standardtherapieformen weiterentwickelt. Insbesondere beim Darmkarzinom und den Lymphknotentumoren sind Kombinationsbehandlungen, die die klassische Chemotherapie mit der Gabe von Antikörpern verbinden, fest etablierte Therapien. Schwerpunkte des Tagungsprogramms sind auf diesem Teilgebiet neue tumorspezifische Antikörper und Modifikationen des Immunsystems durch Antikörper.

Weitere Beiträge befassen sich mit innovativen Strategien zur Tumorvakzination. Hierbei wird versucht, durch Impfungen die körpereigenen Abwehrkräfte zu mobilisieren. Körpereigene Abwehrzellen (T-Lymphozyten) sollen so stimuliert werden, dass sie Tumorzellen attackieren und ein immunologisches „Gedächtnis“ aufbauen. Im Unterschied zu Antikörpertherapien befindet sich diese Therapieform noch im experimentellen Stadium. „Die Entwicklung einer T-Zell-basierten Therapie ist komplex und wir müssen noch einige Hürden überwinden. Aber die Fortschritte der letzten Jahre zeigen, dass eine Erfolg versprechende klinische Anwendung näher rückt“, sagte Prof. Dr. Christoph Huber, Leiter der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik. Um solche wissenschaftlichen Entwicklungen erfolgreich für Patienten nutzbar zu machen, ist die Zusammenarbeit von akademischen Institutionen und industriellen Partnern unabdingbar. Daher wurden in diesem Jahr zum ersten Mal Vertreter nationaler und internationaler innovativer Biotech-Firmen, zum Teil betreut von BioMedTec Franken, zum KIMT-Meeting geladen, um die von ihnen mit entwickelten Therapeutika vorzustellen.

Mit dem Ziel, eine Brücke von der Grundlagenforschung zur praktischen Anwendung zu schlagen, wird vom KIMT-Konsortium in Zusammenarbeit mit der „European School of Oncology“ zudem am 6. Mai 2006 ein Symposium organisiert, in dem in der Onkologie tätigen Ärzten und Pflegekräften neue und etablierte Immuntherapieverfahren vorgestellt werden.

Kontakt und Informationen:
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
III. Medizinische Klinik und Poliklinik
Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Huber
Tel. 06131 17-7281
Fax 06131 17-5635
E-Mail: ch.huber@3-med.klinik.uni-mainz.de
Dr. med. Sebastian Kreiter
Tel. 06131 39-33488
Fax 06131 39-33343
E-Mail: kreiter@uni-mainz.de

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Petra Giegerich idw

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