Drei neue Primatenarten auf Madagaskar entdeckt

Sahahamalaza Wieselmaki (wissenschaftlich: Lepilemur sahamalazensis ) Photo: Roland Hilgartner

Ein Team von Wissenschaftlern/innen aus Deutschland, Frankreich, Madagaskar, der Schweiz und den Vereinigten Staaten hat drei neue Lemurenarten in Madagaskar entdeckt.


Dies berichtet heute die open access Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology http://www.biomedcentral.com/bmcbiol/.

Die Identifizierung der drei Wieselmaki-Arten, die zu den nur in Madagaskar vorkommenden Lemuren gehören, gelang Dank der Kombination aufwändiger Feldarbeit und Laboranalysen der Chromosomen von fast 100 Individuen und mitochondrialer Erbsubstanz von etwa 70 Individuen. Alle beteiligten Forscher/innen brachten dazu ihre Proben, Daten, Resultate und ihr Spezialwissen zusammen. Koordiniert wurde dieses Forschungsprojekt von Prof. Rumpler von der Université Louis Pasteur in Straßburg, sowie von Dr. Dietmar Zinner und Dr. Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen. Optische Signale sind bei nachtaktiven Tieren weniger bedeutendsam als bei Arten, die am Tag aktiv sind. Nachtaktive Arten, zu denen Wieselmakis gehören, zeigen deshalb oft unauffällige Fellfärbungen, die zusätzlich von Tier zu Tier variieren können. Diese wenig charakteristischen Fellfärbungen bildeten auch den Grund, warum die neuen Arten bisher als solche nicht erkannt und sie deshalb anderen Wieselmaki-Arten zugeordnet wurden. Erst die genetischen Analysen brachten an den Tag, dass es sich bei zwei bisher bekannten Arten eigentlich um fünf getrennte Arten handelt. Die Ergebnisse der Studie sind wichtig, um geeignete Schutzmassnahmen für die bedrohten Lemuren zu planen und umzusetzen.

Bei den neuen Arten handelt es sich um Wieselmakis, die in den Wäldern West- und Nordwestmadagaskars eine nächtliche Lebensweise führen. Es sind kleine, 700-1.000 g schwere nachtaktive Lemuren, die sich hauptsächlich von Blättern ernähren. Obwohl sie recht flink sein können, machen sie nachts viele und ausgedehnte Pausen, um die qualitativ eher schlechte Nahrung zu verdauen und Energie zu sparen. Tatsächlich haben sie für ihre Größe einen außergewöhnlich niedrigen Energieumsatz. Erst seit kurzer Zeit ist bekannt, dass einige Wieselmakiarten in Paaren zusammen leben, wobei aber Weibchen und Männchen nachts getrennt auf Futtersuche gehen. Tagsüber schlafen Wieselmakis in Baumhöhlen, sitzen aber speziell in den kühlen Morgenstunden in den Höhleneingängen und genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Das Übertagen in Baumhöhlen wird ihnen aber immer öfters zum Verhängnis, weil sie leicht aus den Höhlen gefangen werden können und im Kochtopf landen. Ganze Wälder sind mittlerweile leer gefangen.

Artikel: „Molecular phylogeny and taxonomic revision of the sportive lemurs“.
Autoren: Nicole Andriaholinirina, Jean-Luc Fausser, Christian Roos, Clement Rabarivola, Iary Ravoarimanana, Dietmar Zinner, Urs Thalmann, Jörg U Ganzhorn, Bernhard Meier, Roland Hilgartner, Lutz Walter, Alphonse Zaramody, Christoph Langer, Thomas Hahn, Elke Zimmermann, Ute Radespiel, Mathias Craul, Jurgen Tomiuk, Ian Tattersall und Yves Rumpler
Zeitschrift: BMC Evolutionary Biology (im Druck)

Kontakt:
Dr. Dietmar Zinner
Deutsches Primatenzentrum (DPZ)
Kellnerweg 4
D-37077 Göttingen
Deutschland
email: dzinner@gwdg.de
Tel: ++46 55138 51 129

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Dr. Dr. Michael Schwibbe idw

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