Neuentdecktes Hormon hemmt Fortpflanzungssystem

Der Hypothalamus im Gehirn ist Taktgeber der hormonellen Steuerung

Lance Kriegsfeld führt Kampf gegen Unfruchtbarkeit

Amerikanische Wissenschaftler haben in Nagetieren ein Hormon entdeckt, welches das hormongesteuerte Fortpflanzungssystem hemmt. Das Forscherteam um Lance Kriegsfeld von der University of California in Berkeley vermutet, dass das Hormon eine ähnliche Rolle im menschlichen Fortpflanzungssystem spielt. Falls dies bewiesen wird, hätten Hormonspezialisten bald einen neuen Angriffspunkt um gegen Unfruchtbarkeit vorzugehen. Die Ergebnisse sind jetzt in der Online-Ausgabe des Fachmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht worden.

Das identifizierte Hormon namens GnIH (gonadotropin-inhibitory hormone) wirkt direkt auf seinen bereits bekannten Gegenspieler GnRH (gonadotropin-releasing hormone) ein. Forscher vermuteten das seit einigen Jahren, doch bis jetzt blieb das Hormon unentdeckt. Die Wissenschaftler beobachteten, dass GnIH seinen Antagonisten GnRH hemmt und so verhindert, dass das Fortpflanzungssystem aktiviert wird. Damit blockiert GnIH eine Schlüsselstelle, denn nur in seiner aktiven Form stimuliert GnRH die Hirnanhangdrüse, die andere Hormone ausschüttet, um das Fortpflanzungssystem anzukurbeln.

Dazu erreichen die im Gehirn produzierten Sexualhormone über die Blutbahn die Keimdrüsen, wo sie bei Männern die Produktion von Testosteron anregen, während sie bei Frauen die Produktion von Östradiol stimulieren. Diese beiden Hormone, welche die Spermien- bzw. die Eizellenreifung regulieren, wirken wiederum auf das Gehirn ein, sobald ein bestimmter Hormonspiegel besteht. Dort regt Östradiol Zellen im Hypothalamus an, GnIH zu produzieren, das in den Zellen die Herstellung von GnRH verhindert.

„Diese Grundlagenforschung ist eminent wichtig, um Probleme im hormonellen System zu verstehen“, betont Peter Licht, Beirat der Sektion Reproduktionsmedizin der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie im Gespräch mit pressetext. „Essstörungen können mitunter hormonell bedingt sein“, so der Hormonspezialist weiter. Wenn man nun eine weitere Komponente in der hormonellen Steuerung kennt, so die US-Forscher in ihrem Bericht, bietet das einen neuen Ansatzpunkt für mögliche Therapiemethoden.

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Lisa Hartmann pressetext.austria

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