Sanierung von Altlasten durch Pilze

Im Rahmen eines LIFE QUALITY-Projektes wurden bedeutsame Einsichten in die angemessene Kultivierung und Pflege von arbuskulären Mykorrhizapilzen gewonnen, die Pflanzen vor Schwermetallen schützen können.


Arbuskuläre Mykorrhizapilze (AM) bilden symbiotische Beziehungen mit den Wurzeln von Pflanzen. Die Pflanzen versorgen die AM-Pilze mit Kohlenstoff, die Pilze wiederum erleichtern für die Pflanzen die Aufnahme von Nährstoffen und Flüssigkeiten. Noch entscheidender ist die Rolle, die die AM-Pilze bei der Verhinderung der Absorption von Schwermetallen und anderen Bodenschadstoffen spielen.

Das GENOMYCA Projekt zielte darauf ab, die Anwendung von AM-Pilzen bei der Phytoremediation (Sanierung mittels Pflanzen) voranzutreiben. Wissenschaftler an der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik haben Proben von AM-Pilzen an zwei schwer verseuchten Standorten in ihrem Heimatland gesammelt. Mit Hilfe spezieller Sporenfallen und Kultivierungsmethoden wurden zwei AM-Pilzarten im Labor gezüchtet: Glomus intraradices PH5 und Glomus intraradices BEG140.

PH5 wurde in der Nähe eines Bleischmelzofens gesammelt und besaß daher eine erhöhte Toleranz gegenüber Bleivergiftung. BEG14 wiederum stammte von einer Abfalldeponie und konnte hohe Mangan-Konzentrationen aushalten. Eine wichtige Entdeckung der durch GENOMYCA durchgeführten Forschung war, dass die inhärente Toleranz bei den im Labor kultivierten Proben mit der Zeit schwand. Dieses Phänomen trat vor allem bei den BEG140-Proben auf.

Glücklicherweise fanden die tschechischen Wissenschaftler eine Lösung, nämlich die AM-Pilze künstlich zu stimulieren. Die empfohlenen Kultivierungsvorschriften verlangen, dass Erde vom ursprünglichen Standort verwendet oder kontaminierte Erde künstlich hergestellt wird, indem sie mit den entsprechenden Schadstoffen verunreinigt wird (z.B. Mangan im Falle von BEG140). Die Effektivität von im Labor gezogenen PH5 und BEG140 beim Schutz von Pflanzen vor Blei bzw. Mangan wurde während GENOMYCA ebenfalls getestet und bestätigt.

Potenzielle Anwender dieser Ergebnisse sind die Firmen in Europa, die Produkte zur Pilz-Inokulation herstellen. Der Einsatz dieser natürlich vorkommenden Pilze kann dabei helfen, Ökosysteme zu rekultivieren, deren Gesundheit gegenwärtig durch erhebliche Verschmutzung bedroht ist.

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Dr. Miroslav Vosatka ctm

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