Neues Frischesiegel schafft Verbrauchersicherheit

Eine mögliche Variante des Zeit-Temperatur-Indikators

Viele Etappen legen Produkte auf dem Weg vom Erzeuger bis zum Verbraucher zurück. Für Frischeprodukte gilt, die Strecke von Herstellung, über Verpackung, Transport und Lagerung möglichst zügig und unter Einhaltung der Kühlkette zu passieren. Nur so landet ein qualitativ einwandfreies Produkt in den Händen des Kunden. Eine besondere Schwachstelle in dieser Lebensmittelkette ist der Transport: Nur eine konstante Kühlung garantiert die Frische von Produkten wie Lachs oder Gehacktes. Mit der Entwicklung eines „intelligenten“ Frischesiegels wollen Forscher des ttz Bremerhaven Qualitätslücken in der Transportkette aufdecken.


Das Vertrauen der Kunden in Frischeprodukte wurde erst kürzlich durch die Fleischskandale in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen erschüttert. Die Notwendigkeit einer lückenlosen Qualitätskontrolle erkannten nicht nur Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft. Gleichzeitig begann die Suche nach geeigneten Lösungen. Auch auf EU-Ebene wurden erst Anfang November erneut Rechtsvorschriften* erlassen, um die Lebensmittelsicherheit zu forcieren. „Wir konzentrieren uns in unserem EU-Projekt „Freshlabel“ auf die Überwachung der Transportkette insbesondere für temperaturempfindliche Produkte wie Fisch und Fleisch,“ erklärt Leire Sarachaga, zuständige Projektleiterin am deutschen Forschungsinstitut ttz Bremerhaven. In Zusammenarbeit mit Fleisch- und Fischverbänden, Produzenten und Forschungseinrichtungen analysieren die Projektpartner aus sieben verschiedenen Ländern Schwachstellen in der Logistikkette und charakterisieren den temperaturbedingten Verderb von Lebensmittelprodukten. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Einhaltung der Kühlkette auf dem Transportweg und beim Verkauf im Handel wichtige Faktoren bei der Sicherung der Produktqualität sind,“ erklärt Projektpartner Dr. Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels.

Gerade bei Produkten mit großem Marktvolumen wie Räucherlachs und Gehacktes, die in allen Supermarktketten angeboten werden, soll ein Frischesiegel dem Endverbraucher signalisieren, dass das Produkt nicht über längere Zeit zu hohen Temperaturen ausgesetzt wurde. „Wir sehen dieses Label als Unterstützungsmaßnahme für den Produzenten, der durch den Einsatz des Etiketts auf der gesamten Logistikschiene überprüfen kann, ob Schwachstellen existieren,“ erläutert Dr. Joachim Wiegner, Geschäftsführer des Bundesverband der deutschen Fleischwirtschaft. Er hält einen Einsatz des Labels vor allem in den Schlüsselsektoren der europäischen Fleischindustrie für sinnvoll.

Die Projektpartner aus den Ländern Deutschland, Belgien, Finnland, Griechenland, Israel, Norwegen, und Spanien verfolgen verschiedene Ziele bei dem Projekt, das im September diesen Jahres gestartet ist und eine Gesamtfördersumme von rund 1,7 Millionen Euro erhält. Zunächst sollen Problemfelder analysiert und die genauen Anforderungen für die Labelentwicklung festgelegt werden. Danach wollen die Beteiligten ein leicht einsetzbares Label entwickeln. Genauer gesagt: ein Zeit-Temperatur-Indikator, der die Temperatureinwirkung auf das Produkt über den gesamten Transportzeitraum reflektiert. Gab es während des Transportes eine Unterbrechung der Kühlkette für einen kritischen Zeitraum, so kann der Endverbraucher dies an einer Verfärbung des Labels erkennen.

„Gerade für Waren, die in großen Mengen an Supermarktketten geliefert werden, ist ein unkomplizierter Einsatz des Labels notwendig. Einer kurzfristigen Überprüfung der Logistikkette zur Sicherung der Produktqualität soll nach dem Projektende in drei Jahren nichts mehr im Weg stehen,“ erläutert Sarachaga vom ttz. Nach erfolgreicher Entwicklung des Labels soll das Know-how für die richtige Anwendung an europäische Produzenten weitergegeben werden. Eine Vermittlungsarbeit, bei der die einzelnen Verbände des Konsortiums und ihre Kontakte zu kleinen und mittelständischen Unternehmen gefragt sind. „Mit diesem Projekt erfüllen wir einen wichtige Aufgabe auf dem Weg zur konstanten Lebensmittelsicherheit. Gerade nach den Fleischskandalen müssen die Produzenten dem Verbraucher erneut unter Beweis stellen, dass sie sich auf die Frische der angebotenen Fleisch- und Fischprodukte verlassen können,“ erklärt Werner Mlodzianowski, Geschäftsführer des ttz Bremerhaven.

Dem ttz Bremerhaven sind sechs Forschungsinstitute zugehörig, die sich der Entwicklung moderner marktfähiger Produkte und Prozesse verschrieben haben. Dies sind jeweils das Umweltinstitut; das Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik (BILB); das Institut für Energie- und Verfahrenstechnik (IEV); das Bremerhavener Institut für Gesundheitstechnologien (BIGT); das Bremerhavener Institut für Biologische Informationssysteme (BIBIS) sowie das Bremerhavener Institut für Organisation und Software (BIOS).

*die Europäische Kommission veröffentlichte zum 1. November 2005 die europäische Norm ÖNORM EN ISO 22000 „Managementsysteme für die Lebensmittelsicherheit – Anforderungen an Organisationen in der Lebensmittelkette“.

Kontakt:
Anke Janssen, ttz Bremerhaven, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel. 0471 / 4832-121; Email: ajanssen@ttz-bremerhaven.de

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