Jetzt geht es den Algen auf Häuserfassaden und Dächern an den Kragen

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein gemeinsam von der Arbeitsgruppe Angewandte Ökologie des Instituts für Biowissenschaften der Universität Rostock (Prof. Dr. Ulf Karsten) und der Arbeitsgruppe Experimentelle Phykologie der Universität Göttingen (Prof. Dr. Thomas Friedl) beantragtes Projekt über die artliche Zusammensetzung und ökophysiologische Leistungsfähigkeit von aero-terrestrischen Mikroalgen auf anthropogenen Hartsubstraten genehmigt. Dieses bundesweit einmalige Forschungsvorhaben beschäftigt sich erstmalig ab Oktober 2005 mit der Veralgung von Häuserfassaden und Dachziegeln (siehe Abbildungen) aus biologischer Sicht.

Der Massenbewuchs von Gebäudeoberflächen mit grünen Mikroalgen führt nicht nur zu optischen Beeinträchtigungen, sondern kann auch aufgrund biologischer Aktivitäten, wie dem Ausscheiden organischer Säuren und Schleime, oder der Komplexierung von Calcium- und Magnesium-Ionen, die Verwitterung (Biokorrosion) beschleunigen und somit zu großen ökonomischen Schäden führen. Die Veralgung stellt gerade bei kulturhistorisch bedeutsamen Gebäuden und Objekten (bspw. Höhlenmalereien und Fresken) ein großes Problem dar. Aber auch gesundheitliche Probleme von Hausbewohnern gilt es zu unterbinden, denn die Zellreste absterbender Algen werden bevorzugt von Pilzen und Bakterien abgebaut.

Gerade Pilzsporen weisen jedoch ein hohes allergenes Potential, insbesondere für Asthmatiker, auf. Deshalb sollen in dem Projekt mit Hilfe modernster molekularbiologischer und ökophysiologischer Methoden die Biodiversität und Taxonomie der Algen, sowie deren Anpassungsstrategien an die lufttrockene Lebensweise aufgeklärt werden. Gegen Schadwirkungen der Veralgungen kann erst dann sinnvoll und in umweltverträglicher Weise vorgegangen werden, wenn die zelluläre Leistungsfähigkeit unter schwankenden Umweltfaktoren und die Besiedlungsstrategien der Algen entschlüsselt sind. Insgesamt fließen für die nächsten drei Jahre Forschungsgelder an beide Universitäten, mit denen insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden soll.

Kontakt:
Prof. Dr. Ulf Karsten
Institut für Biowissenschaften – Angewandte Ökologie
Tel. 0381-4986090
e-mail: ulf.karsten@uni-rostock.de

Media Contact

Karl-Heinz Kutz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ultraleichte selbstglättende Spiegel

…erhöhen die Effizient hochmoderner Teleskope. Schon immer faszinierte den Menschen der Blick in den Sternenhimmmel und nicht minder faszinierend ist es, die Erde aus dem Weltraum zu betrachten. Möglich ist…

Überraschende Umkehr in Quantensystemen

Forschende haben topologisches Pumpen in einem künstlichen Festkörper aus kalten Atomen untersucht. Die Atome wurden mit Laserstrahlen gefangen. Überraschenderweise kam es zu einer plötzlichen Umkehr der Atome an einer Wand…

Magnetisch durch eine Prise Wasserstoff

Neue Idee, um die Eigenschaften ultradünner Materialien zu verbessern. Magnetische zweidimensionale Schichten, die aus einer oder wenigen Atomlagen bestehen, sind erst seit kurzem bekannt und versprechen interessante Anwendungen, zum Beispiel…

Partner & Förderer