Geschirr und Besteck aus biologisch abbaubaren Kunststoffen

Die Besucher des Weltjugendtags in Köln sollen nicht Hunger leiden. Für das leibliche Wohl sorgen Catering-Unternehmen, die Geschirr und Besteck aus biologisch abbaubaren Kunststoffen einsetzen. Nach dem Mahl soll daraus umweltfreundlich Biogas entstehen.

„Die Speisung der 800 000 Jünger“, also der Besucher des 20. Weltjugendtags in Köln wird dank Geschirr und Besteck aus Bioplastik keine Spuren in der Umwelt hinterlassen. Über sechs Millionen Mahlzeiten werden zwischen dem 16. und 21. August wohl samt der entsprechenden Mengen an Bestecksets, Tellern, Schalen, Bechern und Servietten über die Theken der 300 Restaurants gehen. Nach Gebrauch wandern Geschirr und Besteck samt Essensresten in eine Biogasanlage und werden vergoren. Diese umweltfreundliche Energie lässt sich zur Produktion neuer Catering-Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen einsetzen. Marktreif sind solche Geschirre und Bestecke schon seit einiger Zeit. Auch in ihren Gebrauchseigenschaften können sie den herkömmlichen, die meist aus Polystyrol bestehen, Paroli bieten. Doch sind sie immer noch etwa doppelt so teuer wie solche, die letztlich aus Erdöl bestehen. Daher wird das Projekt finanziell gefördert – vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe.

Die Loick AG für nachwachsende Rohstoffe, einer der führenden Anbieter von solchen Produkten, setzt bei der Produktion der Catering-Artikel für den Weltjugendtag auf den Biokunststoff Biograde® 300A. Entwickelt wurde er von Forschern der FKuR Kunststoff GmbH und des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen. Unter den Kunststoffen, die auf Cellulose basieren und nach DIN EN 13432 biologisch abbaubar sind, ist er der einzige, der für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen ist.

Die Polymerkomponente ist Celluloseacetat, ein Stoff, der aus Cellulose und damit letztlich aus Holz gewonnen wird. „Der Kunststoff selbst ist nicht neu – hier kam es vielmehr auf die Rezeptur an“, verrät Anneliese Kesselring von der UMSICHT-Abteilung Nachwachsende Rohstoffe. „Die erforderliche hohe Temperaturbeständigkeit erreichen wir mit einer Mischung natürlicher mineralischer Füllstoffe.“ Sie wird wiederum mit dem Polymer gemischt und in einem Extruder compoundiert, wie Fachleute sagen. Neben den Materialeigenschaften ist die Verarbeitbarkeit ein sehr wichtiger Punkt. Artikel aus dem Kunststoff-Compound lassen sich problemlos auf jeder Standardspritzgießmaschine mit Universalschnecke produzieren. Bei diesen Verfahren sind hohe Einspritzgeschwindigkeiten erwünscht. Auch die Nachdruck- und die Kühlzeit können sehr kurz gehalten werden. Unter dem Strich resultieren daraus die aus ökonomischen Gründen angestrebten kurzen Zykluszeiten.

Ansprechpartnerinnen:
Anneliese Kesselring
Telefon: 0 21 54 / 92 51-24, Fax: -51
anneliese.kesselring@umsicht.fraunhofer.de

Dipl.-Ing. Carmen Michels
Telefon: 02 08 / 85 98-12 65, Fax: -12 90
mic@umsicht.fraunhofer.de

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