Zweites Zellschutz-Programm entdeckt

Ergebnisse eines von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projektes in renommierter Zeitschrift ’Nature’ publiziert

Krebsforscher haben einen zweiten Schutzmechanismus entdeckt, der genetisch veränderte Zellen davor bewahrt, sich zu Krebszellen zu entwickeln: die „Seneszenz“. Dieses Sicherungssystem stoppt die Teilung entarteter Zellen, damit sie dem Organismus keinen Schaden zufügen. Das gezielte Auslösen der Seneszenz im Tumor ermöglicht die Entwicklung neuer Therapien gegen Krebs. Die unter Federführung von Professor Dr. Clemens Schmitt, Charité und Max-Delbrück-Centrum Berlin, in europäischer Kooperation entstandene Arbeit ist jetzt in der Zeitschrift Nature* erschienen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützte das Forschungsprojekt mit 242.000 Euro.

Zellen verfügen von Natur aus über zwei unterschiedliche Schutzmechanismen, die sie davor schützen, sich zu Krebszellen zu entwickeln. Das bereits seit langem bekannte Sicherungssystem ist die „Apoptose“: Dadurch werden bösartig veränderte Zellen in den Selbstmord getrieben und sterben ab. Die jetzt nachgewiesene Seneszenz hält den Zellzyklus an, indem es die Aktivität bestimmter Krebsgene bremst. Die Folge: Die betroffenen Zellen können sich nicht mehr teilen, leben aber im Gegensatz zu apoptotischen Zellen weiter.

Hinweise auf dieses Schutzprogramm gab es bereits seit einigen Jahren aus Zellkultur-Experimenten. Jetzt haben Krebsforscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin Berlin-Buch – dieses Programm erstmals im lebenden Organismus nachgewiesen. Die Wissenschaftler haben gezeigt, dass die Seneszenz die Entwicklung von Lymphomen stoppen kann. Bei dieser Krebserkrankung des Lymphsystems wird das Seneszenz-Programm durch einen bestimmten Eiweißstoff vermittelt: Dieses Protein wird aktiv, wenn in den Zellen ein Gen-Defekt vorliegt und die Gefahr besteht, dass die Zellen zu Krebszellen entarten. Fehlt dieses „Seneszenz-Protein“, dem die Forscher die Abkürzung Suv39h1 gaben, teilen sich die Zellen ungehindert weiter. Die Arbeitsgruppe um Professor Schmitt erforscht nun, wie die Seneszenz für neue Therapien genutzt werden kann.

Die Hauptwirkung einer Chemotherapie besteht darin, dass sie das zelluläre Selbstmordprogramm „Apoptose“ in den Krebszellen auslöst und die Tumorzellen dadurch absterben. Häufig ist dieses Schutzprogramm in den entarteten Zellen jedoch so stark geschädigt, dass es auch durch den Einsatz von Chemotherapeutika nicht wieder aktivierbar ist. Die Wissenschaftler um Professor Schmitt untersuchen jetzt, ob eine gezielte Induktion der Seneszenz das Wachstum solcher chemoresistenter Tumorzellen effektiv stoppt. In Laborversuchen ist es den Forschern bereits gelungen, den endgültigen Zellteilungsstopp der Seneszenz durch Zytostatika auszulösen. „Die Therapie-induzierte Seneszenz öffnet das Tor für neue Behandlungs-Möglichkeiten bei Krebs“, so Professor Schmitt.

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Deutsche Krebshilfe

Weitere Informationen:

http://www.krebshilfe.de

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