HIV-infizierte Zellen zerstören sich selbst
Abzielen auf Protein ATM viel versprechend
Ein Protein, das hilft DNA-Schäden bei menschlichen Zellen zu reparieren, könnte einen neuen Ansatz zur Bekämpfung von HIV-Infektionen liefern. Zu diesem Ergebnis ist ein Forschungsprojekt von Kudos Pharmaceuticals Limited gekommen. Entscheidend ist, dass dieser Ansatz eine Möglichkeit zur Bekämpfung der immer mehr zunehmenden mehrfach resistenten HIV-Stämme bieten könnte. Die aktuelle Studie weist nach, dass im Prinzip das Blockieren eines entscheidenden zellulären Proteins, das die Reaktion auf einen DNA-Schaden reguliert, das Virus an der weiteren Verbreitung hindern kann.
Die Unterdrückung des ATM-Proteins bei menschlichen Zellen, die im Labor HIV ausgesetzt wurden, verhinderte die Ausbreitung des Virus in die DNA vieler der betroffenen Zellen und führte in der Folge zu ihrem Absterben. Der leitende Wissenschafter Mark O’Connor erklärte, dass durch das Abzielen auf ATM verhindert werden könne, dass infizierte Zellen neue Viren produzieren. Bei ATM handelt es sich um ein nicht entscheidendes Protein, das Brüche im Doppelstrang der DNA des Zellkernes von Säugetieren entdeckt. Dieser Bruch kann zum Beispiel durch eine Schädigung durch ionisierende Strahlung verursacht werden. Entdeckt ATM einen Bruch, löst es einen Reparaturmechanismus aus. Infiziert HIV eine Zelle, spaltet es die DNA des Wirtes um sich in das Genom zu integrieren. Dieser Bruch wird von ATM erkannt. Wenn dieser Bruch nicht entdeckt werde, löse das eine Schadensreaktion der DNA aus, die zum Tod der Zelle führen sollte, meinen die Forscher.
Für die Unterdrückung von ATM setzte das Team das Molekül KU-55933 ein. Dieses Molekül wurde durch die Analyse einer Reihe möglicher Präparate ermittelt. Es unterdrückte die Reproduktion von HIV-1 bei menschlichen T-Lymphozyten und steigerte den Zelltod. Das Molekül schnitt auch im Vergleich mit eingeführten antiretroviralen Medikamenten wie Lamivudin und Abacavir besser ab. Während deutlich höhere Dosierungen dieser beiden Medikamente erforderlich waren, um medikamentenresistentes HIV zu unterdrücken, wies KU-55933 laut NewScientist eine vergleichbare Wirksamkeit gegen alle getesteten HIV-Stämme auf. O’Connor warnte jedoch, dass das Funktionieren dieses Ansatzes im Labor nicht notwendigerweise auch für die Anwendung im klinischen Bereich gelten müsse. Die Möglichkeit von Nebenwirkungen sei immer zu bedenken. So führe das völlige Fehlen von ATM zu einer seltenen genetischen Erkrankung.
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