Neulinge auf dem Vormarsch – Insektenkundler betrachten fremde Arten kritisch

Die 3 bis 4 mm große Andromeda-Netzwanze M. Hommes, BBA

Neu ist immer gut – aber nicht für Forscher, die sich mit eingeschleppten Insekten beschäftigen. Im Gegenteil: Jedes neue Insekt, das unbeabsichtigt unter Mitwirkung des Menschen in unsere heimische Tierwelt gelangt, beäugen die Entomologen kritisch. Können die Neulinge Schaden anrichten? Sind sie in der Lage sich hier zu vermehren? Wie können wir gegen sie vorgehen? Die Neozoen sind ein Thema, mit dem sich 230 Insektenforscher in den nächsten drei Tagen (21. – 24. März 2005) in Dresden beschäftigen werden. Dort veranstaltet die Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE) ihre Fachtagung. Mit über 800 Mitgliedern ist die DGaaE die größte insektenkundliche Vereinigung in Deutschland.

Die Andromeda Netzwanze stammt ursprünglich aus Japan. Jetzt erobert der nur vier Millimeter große Schädling deutsche Ziergärten. Anfang 2002 wurde der Fremdling erstmals auf der Lavendelheide in einem Bremer Park gefunden. Inzwischen ist er im gesamten Bundesgebiet verbreitet. Bei befallenen Pflanzen vergilben die Blätter und fallen ab. „Die Andromeda Netzwanze hat sich hier fest etabliert, damit müssen wir jetzt leben“, sagt Dr. Martin Hommes, Leiter des Instituts für Pflanzenschutz im Gartenbau der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig. „Wir können sie aber zum Glück wie einen ganz normalen Schädling chemisch bekämpfen.“

Das sieht bei der Rosskastanien-Miniermotte leider ganz anders aus. 1986 wurde der Schädling erstmals in Mazedonien entdeckt. Mittlerweile ist er in ganz Mitteleuropa verbreitet. An den befallenen Kastanien werden die Blätter bereits im Juli vollständig braun; manche Bäume tragen schon im August kein Laub mehr. Knapp zwei Millionen Bäume sind in Deutschland betroffen. Da der großflächige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im öffentlichen Grün schwierig ist, besteht ein dringender Bedarf an anderen Bekämpfungsmaßnahmen. „Am interessantesten ist da das Verfahren Attract and kill“, sagt Dr. Barbara Jäckel vom Pflanzenschutzamt Berlin. Die Forscher kleben mehrere kleine Geltropfen an den Baumstamm. Darin enthalten ist ein Sexualhormon, das die männlichen Motten anlockt und ein Insektizid, dass die Tiere dann tötet. Die Methode muss allerdings noch getestet und zugelassen werden.

Media Contact

Dr. Manuela Röver idw

Weitere Informationen:

http://www.bba.de

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