Ein asiatischer Zuchtpilz zeigt Entwicklungspotential in der Lausitz

Wird neuer Pilz in der Lausitz heimisch? So fragte eine regionale Zeitung im Dezember 2003 anlässlich eines Gastvortrags über Shii-take an der Fachhochschule Lausitz in Seftenberg, den die Initiative Lausitzer Biotech e.V. organisiert hatte. Seit September 2004 wird im Gewerbepark Kühnicht, Hoyerswerda, tatsächlich dieser exotische Speisepilz produziert und mit Erfolg verkauft. Die Argumente von Professor Dr. Jan Lelley, der vor über einem Jahr den Vortrag gehalten hatte, waren für das Auditorium, vor allem zwei Unternehmer, Jürgen Schneider, den Geschäftsführer des Gewerbeparks, und Dieter Mücke, den Geschäftsführer der eigens für die Pilzproduktion gegründeten Firma INTEGRA GmbH, überzeugend.


Nun überzeugte sich die Präsidentin der FH Lausitz, Brigitte Klotz, bei einem Besuch persönlich von den inzwischen schon fortgeschrittenen Geschäftsbemühungen der Firma. Die für die anfängliche Pilotproduktion eingesetzte Halle ist inzwischen längst zu klein. Doch der Gewerbepark bietet reichlich Entfaltungsmöglichkeiten. Inzwischen gibt es detaillierte Umbaupläne für weitere Hallen. Natürlich wurde, zum Beispiel für das Ernten der Fruchtkörper von den Substratballen, auch Personal eingestellt. Immerhin befassen sich vier Angestellte ausschließlich mit den Pilzen. Die Frage ist nun, warum der Pilz so erfolgreich ist. Neben dem für jedermann sofort spürbaren guten Geschmack gibt es aus der traditionellen fernöstlichen Medizin Hinweise auf positive Wirkungen auf die Gesundheit. Dieses Thema wird Gegenstand der nächsten Speedway-Gespräche mit Wissenschaftlern, Gastronomen und Kommunalvertretern sein, zu denen die Präsidentin im März auf den Eurospeedway Lausitz einlädt.

Da systematische, nach den strengen naturwissenschaftlichen Prinzipien aufgebaute Untersuchungen rar sind, will die im Fachbereich Bio-, Chemie- und Verfahrenstechnik am Studienort Senftenberg der FH Lausitz angesiedelte Technische Mikrobiologie ein Forschungskonzept mit geeigneten Partnern erarbeiten und umsetzen. Ein möglicher Partner ist die an der Charité in Berlin arbeitende Molekularbiologin Dr. Hua Fan. Sie kam am 25. November 2004 im Rahmen der Wissenschaftstage an die Fachhochschule Lausitz und berichtete über Ihre Arbeiten zur Wirkung von Extrakten aus Pflanzen und Pilzen der traditionellen chinesischen Medizin.

Ein Beispiel für eine Substanz, die in chinesischen Heilpflanzen gefunden wurde, ist die Betulinsäure. Sie soll bei Krebszellen die sogenannte Apoptose induzieren. Dieser auch als programmierter Zelltod bekannte Prozess kann zur Auflösung schwer therapierbarer Melanome führen. Wirkstoffe aus Speisepilzen sind oft komplex und wirken indirekt. Dr. Fan konnte aus Ganoderma lucidum, einem als „Heiliges Kraut“ beschriebenen Pilz ein hochmolekulares Zuckerpolymer anreichern und experimentell zeigen, dass davon Zellen des Immunsystems stimuliert werden.

So gelang ihr einerseits der Nachweis einer erhöhten Produktion von spezifischen Botenstoffen durch Zellen des Immunsystems, andererseits konnte sie eine erhöhte Phagozytose von Makrophagen, das heißt eine gesteigerte Aktivität von auf „Zellfressen“ spezialisierten Zellen, zeigen. Viele Fragen sind aber noch offen. So muss die Struktur des Wirkstoffs aufgeklärt werden. Unklar ist auch, wie er aus dem als Nahrungsmittel aufgenommenen Pilz mit dem zellulären Immunsystem in Kontakt kommt. Die Fachhochschule Lausitz ist bestrebt, das im Shii-take beschriebene Zuckerpolymer Lentinan zu isolieren und zusammen mit Dr. Fan bezüglich möglicher immunomodulatorischer Wirkungen zu charakterisieren.

Verantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr. K. – Peter Stahmann

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Ralf-Peter Witzmann idw

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