Ein Parasit aus Mehlwürmern – eine neue Art von Einzellern aus Rostock

Martin Jahnke hatte schon im ersten Semester seines Biologiestudiums in Rostock ein festes Ziel, nämlich sich der Erforschung von Parasiten zu widmen. Ein ergiebiges Feld, denn etwa ein Drittel aller bekannten Tiere sind Parasiten. Viele sind für Mensch und Haustier unmittelbar von Bedeutung, andererseits sind noch grundsätzliche Fragen des Wirt-Parasit-Verhältnisses ungeklärt. Erst Grundlagenforschung macht Nutzanwendungen möglich, ganz im Gegensatz zum Zeitgeist, der auch in Kultusministerien herrscht: Ohne Investition (in Forschung) kein Gewinn (auf dem Markt).

Aber zurück zu Martin Jahnke. Er fand in einem neu in Tierhandlungen als Lebendfutter vermarkteten Mehlwurm, der Larve des südamerikanischen Mehlkäfers Zophobas atratus, eine bisher unbekannte Art von Darmparasiten aus der Gruppe der Apicomplexa (früher Sporozoa). Zu ihnen gehört z. B. auch der Erreger der Malaria. Die Eugregarinida jedoch, zu der die neu entdeckte Art Gregarina tibengae gehört, bewohnt mit vielen Arten innere Hohlräume von wirbellosen Tieren, besonders regelmäßig den Darmtrakt von Insekten. Dort richten sie keinen (bisher) nachweisbaren Schaden von Bedeutung an, möglicherweise sind sie sogar von Nutzen, wie ihr ganz regelmäßiges Vorkommen vermuten lässt. Sie pflanzen sich auf komplizierte Art und Weise fort, wobei die Übertragung zur nächsten Larven- bzw. Käfergeneration durch mit Kot verschmierte Nahrung erfolgt.

Da die befallenen Käferlarven in Rostock erworben wurden, ist hier der „locus typicus“, ungeachtet der ursprünglichen Verbreitung der Wirtsart. Die Belegstücke (Holotypen) werden in der Zoologischen Sammlung der Universität Rostock aufbewahrt. Die Arbeit erschien in dem renommierten Fachjournal „Acta Protozoologica“. Martin Jahnke, der zur Zeit in England studiert, hat damit einen wesentlichen Schritt in das Forscherleben zurückgelegt. Wir wünschen ihm weiterhin alles Gute.

o JAHNKE, M. (2005): Gregarina tibengae sp. n. (Apicomplexa: Eugregarinida) described from Zophabas atratus Fabricius, 1775 (Coleoptera: Tenebrionidae). Acta Protozoologica 44: 67-74.

Prof. Dr. Ragnar Kinzelbach
T: 0381 498 6260
ragnar.kinzelbach@uni-rostock.de

Media Contact

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer