Neue Produkte aus Europas Frucht Nr.1 entwickelt

Das Technologie-Transfer-Zentrum Bremerhaven (ttz Bremerhaven) ist bei seinen Forschungen nach neuen innovativen Anwendungen von Naturstoffen wieder einmal fündig geworden: „In unserem Projekt TOM zur Nutzung von Tomaten-Inhaltsstoffen haben wir völlig neue Produkte entwickelt, die sich in der Kosmetik und in der Lebensmittelwirtschaft verwenden lassen“, freut sich Projektleiterin Caroline Mähr aus dem ttz-Projekthaus Bio-Nord in Bremerhaven.

„Beim jüngsten Treffen der beteiligten Projektpartner aus ganz Europa haben wir festgestellt, dass der neue Herstellungsprozess vor allem auch wirtschaftlich zu realisieren ist“, betont die ttz-Expertin. Im Vordergrund steht eine aus Tomaten gewonnene Substanz mit besonders guten Eigenschaften etwa für Feuchtigkeitscremes. „Wir leisten einen Beitrag dazu, dass ein natürlicher Stoff, gewonnen durch ein schonendes, umweltfreundliches Verfahren, die Haut vor oxidativem Stress und somit vor Alterserscheinungen schützt.“

Doch mit der kosmetischen Anwendung ist es für die kreativen Forscher noch nicht getan: „Wir haben eine ganzheitliche Verwertung entwickelt, wir nutzen also die gesamten Komponenten der Tomaten“, erläutert Mähr. „Dies war eine besondere Herausforderung, denn diese Stoffe müssen natürlich durch ein wirtschaftliches Verfahren und gleichzeitig in hoher Qualität gewonnen werden.“

Zu den vorzeigbaren Ergebnissen gehören Ballaststoffe (Fasern), die in jeder Hinsicht mit bereits bestehenden marktüblichen Produkten mithalten können. Weiterhin wird ein lycopinhaltiges Öl gewonnen, dem sich gesundheitsfördernde Eigenschaften zuschreiben lassen. „Nach wissenschaftlichen Studien schützt Lycopin das Herz-Kreislauf-System und kann dem Krebs vorbeugen“, so Mähr. Das Öl kann etwa in der Produktion von Teigwaren wie Brot oder Nudeln eingesetzt werden.

Anliegen des im Jahr 2003 gestarteten Forschungs- und Entwicklungsprojektes TOM ist es, aus bislang von der Nahrungsmittelindustrie nicht genutzten Tomatenreststoffen wertvolle Substanzen zu gewinnen und geeignete Anwendungsmöglichkeiten zu bestimmen. Hintergrund ist die Tatsache, dass bei der Herstellung von herkömmlichen Tomatenprodukten – etwa Saucen, Ketchup und anderen – bis zu 40 Prozent der ursprünglichen Früchte nicht verwendet werden. Dieser Anteil wird zumeist kompostiert oder als Tierfutter verwendet. Tomaten sind die in der europäischen Lebensmittelproduktion mit Abstand am häufigsten verwendeten Früchte.

Aufgrund des hohen Innovationspotenzials und der Anwendbarkeit für die Hersteller wird das Projekt TOM von der Europäischen Union mit Geldern aus dem Mittelstandsförderprogramm CRAFT unterstützt. Beteiligt sind sechs Unternehmen sowie drei Forschungseinrichtungen aus insgesamt fünf europäischen Ländern.

„Dieses Projekt zeigt die enge Verzahnung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verbraucherschutz, die Eckpfeiler für die Tätigkeit des Technologie-Transfer-Zentrums Bremerhaven ist“, betont ttz-Geschäftsführer Werner Mlodzianowski. „Besonders interessant ist hier die Verknüpfung der gesellschaftlichen Gesundheits- und Wellness-Trends mit natürlichen Verfahren und Prozessen, die wir als innovatives Forschungsunternehmen erstmals in dieser Form für den Markt entwickelt haben.“

Dem ttz Bremerhaven sind sechs Forschungsinstitute zugehörig, die sich der Entwicklung moderner marktfähiger Produkte und Prozesse verschrieben haben. Dies sind jeweils das Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik (BILB); das Umweltinstitut; das Institut für Energie- und Verfahrenstechnik (IEV); das Bremerhavener Institut für Gesundheitstechnologien (BIGT); das Bremerhavener Institut für Biologische Informationssysteme (BIBIS) sowie das Bremerhavener Institut für Organisation und Software (BIOS).

Den Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt der Blauen Biotechnologie hat das ttz Bremerhaven im Projekthaus Bio-Nord im Biotechnologiezentrum Bio-Nord in Bremerhaven angesiedelt. Bremerhaven ist von der Europäischen Union als Schwerpunktregion für die Blaue Biotechnologie anerkannt.

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Boris Trelle idw

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