Schalen erzählen die Geschichte der Massenaussterben im Perm

Neue Analysen von Ammoniten zeigen einen kurzfristigen, katastrophenartigen Grund für das bedeutendste Massen-Aussterben in der Erdgeschichte, der Perm/Trias-Grenze vor etwa 251 Millionen Jahren. Das französisch-deutsche Wissenschaftler-Team vom Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin studierte die Schalen-Morphologie von annähernd 2000 Arten, welche im höchsten Karbon, im Perm und in der unteren Trias lebten. Diese Ergebnisse stellen Loic Villier und Dieter Korn in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Science“ (vom 8.10.2004) vor.

Dabei interessierten sie sich besonders für die Änderungen der Schalen während dieser Epoche von 305 bis 245 Millionen Jahren vor heute. Die Wissenschaftler analysierten funktionsmorphologische Aspekte der Schalenformen, welche Informationen über die Form des nicht erhaltenen Weichkörpers, des Schwimmgleichgewichtes der Tiere sowie der Schwimmgeschwindigkeit liefern. Die Unterschiede der Ammoniten-Gehäuse deuten auf Unterschiede in der Lebensweise dieser ausgestorbenen Tiere hin. Die Autoren postulieren, dass das Verschwinden bestimmter Formen an der Perm/Trias-Grenze nicht-selektiv gewesen ist, so als wenn lediglich einige Arten zufällig überlebten, unabhängig von ihrer Anpassung an bestimmte Lebensräume. Das nicht-selektive Aussterbemuster lässt auf ein katastrophales Ereignis schließen. Im Kontrast dazu zeigt ein weiteres früheres Aussterbe-Ereignis am Ende des mittleren Perms (etwa 260,5 Millionen Jahre vor heute) ein selektives Muster, also ein bevorzugtes Aussterben bestimmter Schalenformen und damit bestimmter Lebensweisen. Dieses Muster spricht für graduelle Änderungen in der Biospäre und nicht für eine rasche Katastrophe.

Ammoniten: Ausgestorbene Gruppe von Schalen-tragenden Mollusken, verwandt mit den heutigen Tintenfischen (Kalmar, Sepia, Octopus); sie lebten vom Unter-Devon bis zum Ende der Kreidezeit, also von etwa 400 bis 65 Millionen Jahren.

Perm, Trias: Zwei Erdzeitalter; das Perm reichte von etwa 299 bis 251 Millionen Jahre, die Trias von 251 bis 199. Die Grenze zwischen diesen beiden Zeitaltern wird durch eine Katastrophe charakterisiert, die bis zu 95% der Arten zum Aussterben brachte.

Loïc Villier: Von 2002 bis 2003 Humboldt-Stipendiat im Museum für Naturkunde; jetzt am Centre de Sédimentologie-Paléontologie, Marseille.

Dieter Korn: Seit 2002 Kustos für Invertebraten im Institut für Paläontologie am Museum für Naturkunde.

Informationen:
Dr. Dieter Korn, Museum für Naturkunde der HU, Institut für Paläontologie
Telefon [030] 2093 8580, Fax: – 8868
e-mail Dieter.Korn@MUSEUM.HU-Berlin.de

Media Contact

Heike Zappe idw

Weitere Informationen:

http://www.hu-berlin.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer