EU-Projekt erforscht molekulare Grundlagen biologischen Alterns

Frankfurter Wissenschaftler nehmen Alterstheorie unter die Lupe


Was passiert mit uns und unserem Körper, wenn wir in die Jahre kommen? Altern ohne zu leiden, geht das? Derartige Fragen beschäftigen uns immer mehr, je älter wir werden. Aus Sicht der Wissenschaft erscheint die Antwort allerdings ernüchternd: Demnach ist Altern durch einen fortschreitenden und irreversiblen Verlust physiologischer Funktionen charakterisiert, die für das Individuum häufig nachteilig sind und zu einem Anstieg der Krankheitshäufigkeit (Morbidität) und Sterblichkeit (Mortalität) führen. Ein neues „Integriertes Projekt“ im 6. Rahmenprogramm der Europäischen Union, das zum 1. Juli 2004 bewilligt wurde, beschäftigt sich jetzt intensiv mit den Mechanismen biologischen Alterns. Ziel ist es, die Ursachen altersassoziierter Erkrankungen besser zu verstehen.

Das Projekt, das von Prof. Heinz D. Osiewacz von der Johann Wolfgang Goethe-Universität koordiniert wird, wird von elf europäischen Arbeitsgruppen aus sieben Ländern sowie einer Arbeitsgruppe aus Kanada bearbeitet. Aus Deutschland sind Prof. Jürgen Bereiter-Hahn und Prof. Heinz D. Osiewacz, beide Fachbereich Biologie und Informatik der Universität Frankfurt, Wissenschaftler der Universität Darmstadt sowie ein mittelständiges Unternehmen beteiligt. Die Teilnehmer sind durch ihre biochemische, genetische, physiologische, molekular- und zellbiologische Expertise hervorragend ausgewiesen und komplementieren sich in idealer Weise. Das Projekt, das sich mit der Rolle der Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Zelle, bei der Alterung beschäftigt, wird von der Europäischen Kommission mit insgesamt 7,4 Millionen Euro bei einer Laufzeit von fünf Jahren gefördert. Rund 2 Millionen Euro entfallen dabei auf die beiden Frankfurter Arbeitsgruppen.

Mitochondrien kommt bei der Generierung der für alle energieverbrauchende Vorgänge benötigten „Zahlungseinheit“ (Adenosintriphosphat, ATP) eine wichtige Rolle zu. Die Bildung von ATP in Mitochondrien ist dabei allerdings mit der Bildung von aggressiven Sauerstoffmolekülen, häufig als freie Radikale bezeichnet, verbunden. Eine der bedeutendsten Alternstheorien zufolge führen freie Radikale zu zellulären Schädigungen, die sich im Verlaufe des Altern anhäufen und letztendlich zu zellulären Beeinträchtigungen führen. Bei dem Projekt geht es dabei nicht ausschließlich um die Überprüfung der „freien Radikaltheorie“, sondern auch um die Identifizierung von neuen, für Alterungsprozesse bedeutsamen mitochondrialen Funktionen. Diese werden an Pilzen, Fadenwürmern (Nematoden), Fliegen, Mäusen, Ratten und Säugetierzellkulturen untersucht. „Der Vergleich dieser verschiedenen biologischen Systeme ermöglicht die Identifizierung grundlegender, über lange Zeiträume der Evolution erhaltener Alternsmechanismen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Menschen übertragbar sind“, so Heinz D. Osiewacz. „Auf der Basis neuer Erkenntnisse können Konzepte zur Prävention und Therapie altersrelevanter Erkrankungen gezielter entwickelt werden. Hieraus ergeben sich wichtige sozioökonomische Konsequenzen.“

Kontakt:
Prof. Heinz D. Osiewacz
Institut für Molekulare Entwicklungsbiologie und Biotechnologie
Telefon 069/798-29264
Fax 069/798-29363
E-Mail: Osiewacz@em.uni-frankfurt.de

Media Contact

Dr. Monika Mölders idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-frankfurt.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer