Wissenschaftler untersuchen Krill im Südpolarmeer

Krill (Foto: U. Bathmann/AWI)

Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffes „Polarstern“ waren in den vergangenen sechs Wochen im bisher kaum erforschten Lazarewmeer dem Krill auf der Spur.

Die Expedition endete heute in Kapstadt. Als Nahrung für Wale, Robben, Pinguine und Seevögel nimmt Krill eine Schlüsselstellung im Ökosystem der Antarktis ein. Über die Verteilung, Biologie, Populationsdynamik und Physiologie dieser Leuchtgarnelen im Lazarewmeer und in der Übergangszeit vom Herbst zum Südwinter ist noch sehr wenig bekannt. Noch bevor die zunehmende industrielle Nutzung von Krillprodukten Auswirkungen auf Krillbestände und damit auf das antarktische Ökosystem haben kann, wollen die Wissenschaftler Informationen für die Bestandssicherung von Krill sammeln.

Der vierte Fahrtabschnitt der Polarsternexpedition ANT XXI/4 mit 38 Wissenschaftlern aus sieben Nationen und 43 Besatzungsmitgliedern war Teil des internationalen Programms „Global Ocean Ecosystem Dynamics“ (GLOBEC). Dieses unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung koordinierte Programm ist den Beziehungen zwischen umhertreibenden marinen Tieren des offenen Wassers (Zooplanktern) und den physikalischen Umweltbedingungen im Meer gewidmet. Die auf der Expedition durchgeführte Grundlagenforschung ist ein deutscher Beitrag zum Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR).

Im April 2004 war die Ablaichperiode des Krills bereits abgeschlossen. Der Krill befand sich physiologisch in der Übergangsphase vom aktiven Sommerzustand zum reduzierten Winterstoffwechsel. Die Konzentrationen der biochemisch und pharmazeutisch interessanten Bestandteile von Krill werden am Alfred-Wegener-Institut analysiert. Mit dem Krill-Echolot wurde die Verteilung der Tiere großräumig und erstmals bis in 600 Meter Wassertiefe erfasst. Die Krillschwärme waren relativ klein. Im äußersten Süden in einem Gebiet mit zunehmendem Meereis und im äußersten Norden des Weddellmeeres waren sie am häufigsten. Im zentralen Lazarewmeer wies auch die geringe Zahl der Krillkonsumenten auf die geringen Krillbestände im Herbst hin. Die Anzahl an Krilllarven war dagegen erstaunlich hoch, zumal die Larven im Gegensatz zu den erwachsenen Tieren ständig Nahrung aufnehmen müssen, die für die Tiere im Herbst und Winter immer schwieriger zu finden ist. Mit einem neuen Netzschlitten, der unter dem Eis durchgezogen wurde, konnten die Wissenschaftler bestätigen, dass Krill sich zu diesen Jahreszeiten unter den ausgedehnten Feldern von Eisschollen sammelt.

Die Eisschollen bieten Krill Nahrung in Form von Eisalgen. Außerdem kann Krill sich in den Zwischenräumen des Eises vor Räubern verstecken. Ob der Krillbestand sich genetisch mit den stark befischten Beständen an der Antarktischen Halbinsel austauscht, wird erst aus den entsprechenden Analysen in Laboren der beteiligten Institute abzuleiten sein. Neben Krill fanden sich im eisbedeckten Gebiet auch zahlreiche Fischlarven mehrerer Arten und Manteltiere (Salpen), die für wärmere nördlichere Gewässer charakteristisch sind. Inwieweit hierfür geänderte Strömungsmuster im Wassermassentransport oder gar klimatisch bedingte Änderungen verantwortlich sind, ist noch nicht geklärt.

Media Contact

Margarete Pauls idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer