Botaniker entdecken neuen Pflanzenrohstoff im Blumennesselsamen

Nasa-Blüte

Die Samen der südamerikanischen Blumennessel-Pflanzen enthalten eine bestimmte Sorte essentielle Fettsäuren, die wegen ihrer pharmakologischen Wirkung entscheidende Bedeutung in der Vorsorge zahlreicher Erkrankungen von Akne bis Krebs besitzen. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen auf ein breites Spektrum von positiven pharmakologischen Wirkungen hin. Bislang wurde das stearidonsäure-reiche Öl vor allem aus der Pflanze Natternkopf gewonnen, die in der jedoch im Anbau nicht besonders ertragreich ist. „Die Entdeckung von stearidonsäure- und gamma-linolensäurehaltigem Öl in den Samen von Blumennessel-Pflanzen ist eine Sensation und könnte zum kommerziellen Anbau von Blumennesseln führen, womit der Weltmarktpreis für die beiden speziellen Fettsäuren sinken könnte“, berichtet Dr. Maximilian Weigend vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin.

Der FU-Forscher beschäftigt sich bereits seit längerem in einem zuletzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt mit verschiedenen Gattungen der Blumennesseln. Das Auffinden der beiden essentiellen Fettsäuren bei der erst 1997 entdeckten Pflanzengattung Nasa war für Dr. Weigend, Prof. Dr. Kurt Aitzetmüller und Dr. Ludger Bruehl (Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung) ein Zufallsfund. „Wir haben zunächst verschiedene Gattungen der Blumennesseln untersucht und dabei keine interessanten Fettsäuren gefunden“, so Weigend. Erst im vergangenen Jahr standen ausreichende Samen der Gattung Nasa aus den südamerikanischen Anden zur Verfügung, und es zeigte sich, daß diese nennenswerte Mengen von Stearidon- und Gamma-Linolensäure enthalten.

Diesen beiden Fettsäuren, besonders die Stearidonsäure, haben positive Auswirkungen unter anderem auf den Hautstoffwechsel (z.B., Akne, Sonnenschäden) und bei der Verlangsamung der Hautalterungsprozesse, bis hin zu vorbeugender und heilender Wirkung bei den verschiedensten Entzündungsprozessen im Körper, in der Begleittherapie von Prostata- und Darmkrebs und in Therapie und Vorbeugung von neurologischen Störungen (z.B. Dyspraxie, Schizophrenie). Deswegen spielen diese Fettsäuren auch in der Kosmetikindustrie und bei Nahrungsmittelzusätzen eine große Rolle. Bislang wird das stearidonsäure-reiche Öl vor allem aus Natternkopföl (Echium) gewonnen. Natternkopf wird vor allem in Südengland angebaut und ist keine besonders ertragreiche Pflanze, da jede Blüte nur maximal vier Samen produziert und die Samen direkt auf den Boden fallen, was die Ernte erschwert. Bei einer ersten Untersuchung von neun Arten zeigte sich, dass sich die Stearidon- und Gamma-Linolensäuregehalte bei Nasa zwischen vier und zehn Prozent bewegen, etwas weniger als beim Natternkopf. Da die Nasa jedoch leicht anzubauen ist, rechnen die Forscher mit einem rund zehnfachen Hektarertrag verglichen mit dem Natternkopf.

„Derzeit konzentriert sich unsere Forschung darauf, Arten von Blumennessel-Pflanzen zu entdecken, die einen höheren Fettsäuregehalt als die bisher untersuchten besitzen – es gibt schließlich über 100 Arten in der Gattung Nasa“, so Weigend. Außerdem werden in der Vegetationsperiode dieses Jahres einige Arten von Nasa experimentell angebaut werden, damit die Forscher abschätzen können, mit wieviel Ertrag an stearidonsäure-reichem Öl zu rechnen ist. „Wir hätten nie gedacht, dass das Nasa-Projekt kommerziell nutzbar ist,“ sagt der Botaniker Weigend. Eigentlich habe man im Rahmen der Grundlagenforschung lediglich die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Blumennesselsamen auf Grund ihrer Samenfette untersuchen wollen.

Weitere Informationen:

Dr. Maximilian Weigend
Tel.: 030/838-56511
E-Mail: weigend@zedat.fu-berlin.de

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