Mit unterschiedlichem Liebesquaken zum Erfolg – Aktustische Kommunikation bei Laubfröschen

Wer denkt, dass Europäischer Laubfrosch gleich Europäischer Laubfrosch ist, täuscht sich. Wenn auch äußerlich sehr ähnlich, unterscheiden sich die Tiere doch erheblich in ihren Paarungsrufen. Dies stellte der Oldenburger Biologe Dr. Thomas Friedl bei einer detaillierten Analyse der Rufe von über 60 Laubfroschmännchen fest. Ob und wie die Tiere dieses Phänomen nutzen können, ist eine der Fragen, der sich Friedl in dem Projekt „Akustische Kommunikation bei Laubfröschen“ der AG Zoophysiologie & Verhalten an der Universität Oldenburg widmet.

Wie alle Frösche und Kröten kommunizieren Laubfrösche untereinander hauptsächlich auf akustischem Wege. So versammeln sich zum Beispiel die Männchen während der Paarungszeit nachts an den Laichgewässern, um die Weibchen mit ihren Rufen anzulocken. Bei vielen Arten wählen die Weibchen ihren Favoriten anhand bestimmter Merkmale seines Rufes. Die nordamerikanischen Verwandten der hiesigen Laubfrösche bevorzugen beispielsweise Männchen mit einer hohen Rufrate und langer Rufdauer. „Rufen ist für Frösche sehr energieaufwändig und nur ein Männchen, das wirklich fit ist, kann sich ein anstrengendes Rufverhalten leisten“, erläutert Friedl dieses Wahlverhalten. Welche Rufeigenschaften Europäische Laubfroschweibchen attraktiv finden, wollen die Oldenburger Biologen mit Hilfe von Weibchenwahlversuchen testen. Dabei wird jeweils ein Weibchen mittig zwischen zwei Lautsprecher platziert, aus denen ihm unterschiedliche Testrufe präsentiert werden, deren Merkmale die Forscher systematisch variieren. Das Tier zeigt seine Präferenz, indem es sich dem „anziehenderen“ der beiden Paarungsrufe nähert und so verrät, worauf es ihm bei der Partnerwahl ankommt.

Die akustische Kommunikation zwischen den Männchen spielt eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung des Individualabstandes. Europäische Laubfrösche zeigen zwar kein territoriales Verhalten, sie verteidigen jedoch ihren Platz im Chor der werbenden Männchen, wobei sie ihre Distanz zum nächsten Tier in Dezibel „messen“: Erreicht der Ruf eines anderen Frosches eine bestimmte Lautstärke, werden die Paarungsrufe unterbrochen, um den Eindringling mit schnarrenden Aggressionsrufen zu vertreiben. Die Höhe dieser Aggressionsschwelle sowie die Abhängigkeit vom sozialen Kontext wollen die Oldenburger Biologen durch Playback-Versuche bestimmen.

Darüber hinaus soll untersucht werden, ob ein Laubfrosch seine direkten Nachbarn über ihre Rufe identifizieren kann. Eine solche akustische Individualerkennung wie sie von Ochsenfröschen bekannt ist, spielt die entscheidende Rolle beim „Dear-Enemy“-Phänomen: Die Aggressionsschwelle gegenüber den Rufen etablierter Nachbarn sinkt, wodurch die Männchen Zeit und Energie für Aggressionsrufe sparen, solange sich kein echter Eindringling durch einen unbekannten Ruf verrät.

Gefördert wird das Projekt „Akustische Kommunikation bei Laubfröschen“ unter Leitung von Dr. Friedl von der in Oldenburg ansässigen Stiftung des Energiedienstleisters EWE.

Kontakt: Dr. Thomas W.P. Friedl, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, AG Zoophysiologie & Verhalten, Tel: 0441/798-3398, E-Mail: thomas.friedl@uni-oldenburg.de/a>

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