Positionspapier Nuklearchemie


Perspektiven der Nuklearchemie in Deutschland
Positionspapier spricht für Erhalt und Förderung

250 Wissenschaftler in Deutschland sind Mitglied der Fachgruppe Nuklearchemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh). Sie arbeiten mit radioaktiven Stoffen und ionisierender Strahlung, also auf den Gebieten der Kern-, Radio- und Strahlenchemie. Die nuklearchemische Forschung leistet wesentliche Beiträge in den verschiedensten Wissenschaftsbereichen, und nuklearchemische Methoden haben vielfältige Anwendungen gefunden. In den letzten Jahren haben sich neue Arbeitsgebiete von hoher gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Relevanz herausgebildet.

Mit einem Positionspapier wenden sich nun die Nuklearchemiker an die gesellschaftlichen Entscheidungsträger und die interessierte Öffentlichkeit. In ihm werden die derzeitigen Aufgaben- und Forschungsfelder der Nuklearchemie beschrieben und ihre Bedeutung für die moderne Industriegesellschaft sowie Perspektiven für künftige Entwicklungen erörtert. Die Nuklearchemiker weisen auf die Notwendigkeit des Erhalts einer ausreichenden Lehr- und Ausbildungskapazität hin und fordern eine verbesserte Forschungsförderung.

Die zehn Arbeitsschwerpunkte reichen von der kernchemischen Grundlagenforschung mit den mit kernchemischen Methoden neu entdeckten und neu zu entdeckenden chemischen Elementen bis hin zum Strahlenschutz und der Radioökologie, in der das Verhalten und der Verbleib radioaktiver Substanzen in der Atmo-, Hydro-, Geo- und Biosphäre untersucht und zunehmend besser verstanden wird. Die hervorragenden Nachweismög-lichkeiten radioaktiver Elemente macht sich auch die Nuklearchemie in den Lebenswissenschaften zu Nutze. Für medizinische Anwendungen sind nuklearchemische Methoden z. T. einzigartig und nicht substituierbar. Der Weg, den radioaktive Elemente nehmen, ist selbst bei geringster Dosis leicht nachvollziehbar. Man spricht von Tracertechniken, die auch bei der Entwicklung neuer Arzneimittel und Agrochemikalien eingesetzt werden, kann man mit ihnen doch den Weg der Wirkstoffe durch den Organismus zum Wirkort, den Metabolismus und Abbau verfolgen. Ein großes Entwicklungspotential besitzen auch neue nuklearmedizinische Therapiekonzepte in der Tumorbekämpfung. Strahlende Wirkstoffe greifen gezielt den Tumor an; die derzeitigen radiologischen Methoden sind weniger spezifisch.

Natürliche Radionuklide dienen als Tracer in Umweltprozessen, z. B. zur Datierung in der Archäometrie, Hydrologie, Klimatologie und anderen Umweltwissenschaften. Nuklearchemiker untersuchen Eiscores und Tiefseesedimente in der Klimatologie, klären Mischungsprozesse in den Oze-anen und den Materieaustausch zwischen Atmosphäre und Meeren auf und analysieren lokale Prozesse in der Schadstoffökologie.

Die Nuklearenergie-Technologie und die nukleare Entsorgung sind angesichts der 19 in Deutschland in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke, die über 30 Prozent zur öffentlichen Stromerzeugung beisteuern, nach wie vor zentrale Themen der Nuklearchemiker. Sicherheitsaspekte bei bestimmungsgemäßem Betrieb, unter Stör- und Unfallbedingungen und beim Rückbau kerntechnischer Anlagen stehen dabei im Vordergrund, durchaus aber auch die Weiterentwicklung vor allem der Leichtwasserreaktoren. Bei der nuklearen Entsorgung stellen sich Fragen im Bereich der Materialforschung, der Korrosion von Glas, Zement und weiterer Komponenten, die als Verfestigungsmaterial für radioaktiven Abfall dienen.

Als Option für die künftige Energieversorgung gilt die Fusionstechnologie. Die Bildung und das Verhalten von Radionukliden sind hier die zentralen nuklearchemischen Fragen.

Die Fachgruppe Nuklearchemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker weist in ihrem Positionspapier nachdrücklich darauf hin, dass die Nutzung der Kernenergie in Deutschland als wenig umweltbelastende, klimafreundliche und kostengünstige Energieversorgungsoption mit herausragendem Sicherheitsstandard eine Bewertung im Vergleich mit anderen Energieformen verdient.

Das Positionspapier der Fachgruppe Nuklearchemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker „Arbeitsschwerpunkte der nuklearchemischen Forschung und Anwendung“ kann angefordert werden bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 90 04 40, 60444 Frankfurt am Main, Tel. 069/7917-325, E-Mail: pr@gdch.de.

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Dr. Kurt Begitt

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