Biotech-Branche profitiert enorm von den Universitäten

Für junge Firmen ist die räumliche Nähe zur Wissenschaft essentiell

Für junge Biotech-Firmen ist die Anbindung an die universitäre Grundlagenforschung von enormer Bedeutung. „Besonders am Anfang einer Entwicklung sind direkte persönliche Kontakte mit hochqualifizierten Wissenschaftlern für den Erfolg einer Firma essentiell“, so Gerhard Fuchs, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TA-Akademie und Herausgeber der Studie „Biotechnology in comparative perspective“, die dieser Tage als Buch erscheint.

In insgesamt neun Fallstudien werden darin die Ursachen und Bedingungen für die Entstehung von Biotech-Clustern (die Ansammlung von Biotechnologie-Unternehmen in einer Region) in acht OECD-Ländern untersucht. Fuchs Fazit: „Vermutlich spielt in keinem anderen technologischen Feld die Grundlagenforschung eine vergleichbare Rolle“.

Wichtig für die Entstehung eines Biotech-Clusters sind neben vorhandenem Risikoka-pital aber auch unternehmerischer Gründergeist. „Nur in einer Atmosphäre unternehmerischer Stimulanz ist es möglich, die Karrierepfade von Wissenschaftlern von der Forschung zur Umsetzung zu lenken“, sagt Fuchs. Das zeigten die Erfahrungen aus dem Silicon Valley in Kalifornien, wo Anfang der 90er Jahre ein besonders enges Geflecht von Beratungs-, Marketing- und Risikokapitalfirmen dafür sorgten, dass die sektoralen Grenzen verschwanden und Mitarbeiter von etablierten Firmen zu Start-Up-Firmen gewechselt sind. „Auf Messen, Konferenzen und Seminaren aber auch bei gesellschaftlichen Anlässen wurden Beziehungen geknüpft, aus denen neue Unternehmen und Geschäftsideen entstanden sind“, so Fuchs. „Diese stimulierende, offene Atmosphäre befördert den Aufbau von implizitem Wissen, das auf gegenseitigem Vertrauen, einer gemeinsamen Sprache und Kultur und intensiven außerbetrieblichen Kontakten entsteht.“

Insgesamt existiert gerade in den USA eine sehr enge Verbindung zwischen Universitäten und Biotech-Unternehmen. „Weil das Kapital der Firma auf Wissen basiert, sind die Kosten naturgemäß dort am geringsten, wo neues Wissen produziert wird,“ so Fuchs. „Diese Verbindungen sind essentiell, weil die Firmen von ihren Wissenschaftlern geprägt werden“. So kamen von 101 US-Firmengründern in den frühen 90er Jahren immerhin die Hälfte von den Universitäten, rund 75 Prozent von Ihnen blieben aber auch weiterhin zumindest auf Teilzeitbasis an der Uni angestellt. „Diese universitären Wissenschaftler sind als Gründer, Berater in Aufsichtsgremien oder auch als Direktoren tätig und bilden häufig die Schnittstelle von den universitären Forschungslabors zur Ausgründung“, sagte Gerhard Fuchs. Gerade als Berater stellten sie für die Firmen eine enorme Wissensressource zu geringen Kosten dar, eine erfolgreiche Strategie kleiner Biotechnologie-Unternehmen besteht deshalb in der Entwicklung und Nutzung enger Verbindungen zu Uni-Forschern. Dies sichert zum einen den Zugang zum aktuellen Stand der Forschung und zum anderen den Nachschub an neuen Mitarbeitern. Aber auch Netzwerke und Kooperationen mit anderen Firmen sind extrem wichtig für den Erfolg von Biotech-Start-Ups. „Nur strategische Allianzen mit großen Pharmakonzernen ermöglichen die Entwicklung neuer Medikamente von der Grundlagenforschung bis zur Marktreife“, so Fuchs. Die Kosten dafür betragen in den USA derzeit rund 250 Millionen Dollar, dagegen liegt das durchschnittliche Budget einer US-Biotech-Firma für Forschung und Entwicklung bei rund 12,5 Millionen Dollar. „Bio-Tech-Firmen sind vor allem dann erfolgreich, wenn Sie sich auf ihr Kerngeschäft der Wissensproduktion konzentrieren und die Vermarktung und Produktentwicklung anderen überlassen“, sagt Gerhard Fuchs. Dabei zeigt sich in den USA aber auch in Deutschland, dass regionale Förderprogramme erheblich zur Entwicklung von Bio-tech-Clustern beigetragen haben.

Ansprechpartner:

Gerhard Fuchs
Tel: 0711 – 9063-199
E-Mail: gerhard.fuchs@ta-akademie.de
Dr. Birgit Spaeth, Tel: 0711/9063-226
E-Mail: birgit.spaeth@ta-akademie.de

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