Eigenes Revier macht Barsche erst sexuell aktiv

Sozialer Aufstieg verändert Verhalten, Farbe und Fruchtbarkeit von Cichliden

Nicht nur menschliche Teenager leben unter sozialem Druck, sondern auch afrikanische Buntbarsche (Cichliden). Nach neuen Erkenntnissen des Wissenschaftlers Russell Fernald verändern die Fische im ostafrikanischen Tanganyika-See ihr gesamtes Aussehen und Verhalten, wenn sie ihr eigenes Revier erhalten. Der Grund für die plötzliche Änderung ist die Ausschüttung eines Sexualhormons, das offensichtlich nicht nur das Aussehen, sondern auch den Habitus des Fisches verändert. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin „Journal of Experimental Biology“ in seiner jüngsten Ausgabe.

In den Uferbecken des ostafrikanischen Sees leben die bunten und bei Aquarianern beliebten Buntbarsche. Nur die bunt und auffällig gefärbten Fische sind fruchtbar, alle anderen Männchen sind unauffällig und unfruchtbar. Wenn ein Männchen ein neues Territorium gefunden hat, wird es in der Regel auch von anderen unauffälligen und nicht aggressiven Männchen begleitet. Sobald ein Männchen unter lauter Weibchen war und von anderen nicht-aggressiven Männchen umgeben war, entwickelte sich der Fisch zu einem wahren Casanova, der nicht nur sein Verhalten, sondern auch seine Farbe änderte. Verantwortlich dafür ist ein gonadotropin-ausscheidendes Sexualhormon (GnRH), das den ganzen Habitus und das Aussehen des Tieres verändert.

In einem Versuch konnten die Forscher auch feststellen, dass die männlichen Fische, wenn sie in weiblicher Umgebung waren, sofort aggressives Verhalten an den Tag legten. Nach einigen Tagen wurden die Männchen dann sexuell reif. Die Realität in den Ufergebieten des Tanganyika-Sees sehen allerdings anders aus: in der Regel bleiben viele Männchen unauffällig und daher sexuell inaktiv. Wenn ein dominantes Männchen wieder in sein früheres Revier gebracht wird, verliert es seine auffällige Färbung wieder und ordnet sich erneut unter.

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Wolfgang Weitlaner pte.online

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