Wald der Fledermäuse

Fledermäuse sind eine Erfolgsgeschichte der Evolution, sie bilden die zweitgrößte Gruppe von Säugetieren. Jetzt haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ein Gebiet entdeckt, das die höchste Dichte an Fledermausarten aufweist, die je ermittelt worden ist.

In einem nur wenige Hektar großen Gelände im Amazonasbecken in Ost-Ecuador zählten die Forscher über einhundert Feldermausarten. Sie berichten darüber im Biological Journal of the Linnean Society 2008, 94, 617-629.

In den Neue-Welt-Tropen fingen Dr. Katja Rex und ihre Kollegen Fledermäuse an verschiedenen so genannten Biodiversitäts-Hotspots, das sind Orte mit besonders hoher Artendichte. Die Forscher wählten dazu drei Gebiete: eines in den Niederungen des Regenwalds von Costa Rica, eines an den Hängen der Anden und eines bei der Tiputini Biodiversitätssation nahe des Yasuní Biosphärenreservates in Ost-Ecuador.

„Der Wald des Yasuní Nationalparks ist bekannt als einer der globalen Biodiversitäts-Hotspots mit einer extrem hohen Zahl an Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten“, sagt Dr. Christian Voigt (IZW Berlin). „Wir haben deshalb eine hohe Zahl an Fledermausarten erwartet – die Ergebnisse haben uns dann doch überrascht. Dieser Wald ist unglaublich artenreich, auch hinsichtlich der Fledermäuse.“

Wälder in den gemäßigten Breiten beherbergen etwa drei bis zehn Fledermausarten, alle sind ausnahmslos Insektenfresser. Im Gegensatz dazu gibt es in tropischen Wäldern bis zu zehnmal so viele Arten. Jetzt wollen die Forscher herausfinden, wie so viele Arten auf einem relativ kleinen Gebiet nebeneinander existieren können. „Der Wald ist wie eine große Stadt mit Menschen unterschiedlicher Berufe“, sagt Voigt. „Manche sind spezialisiert und manche sind Generalisten. Die ökologische Rolle von Fledermäusen ist ähnlich. Unter ihnen beobachten wir Allesfresser genauso wie auf eine bestimmte Nahrung spezialisierte Arten.“

Doch der Wald der Fledermäuse ist bedroht. Das Yasuní Biosphärenreservat und die angrenzende Tiputini Biodiversitätsstation sind eigentlich per Gesetz gegen Abholzung und Wilderei geschützt. Seit einiger Zeit sind jedoch Ölfirmen in der Gegend aktiv. Sie haben in den vergangenen Jahren Straßen durch den Regenwald geschlagen. Naturschützer fürchten nun, dass illegale Siedler auf diesen Straßen in das Gebiet gelangen könnten und es besetzen, wenn die Ölfirmen die Gegend verlassen haben. Dies würde sich auf die Artenvielfalt des Gebietes dramatisch auswirken.

Informationen und Fotos erhalten sie bei einem der Autoren der Studie:
Dr. Detlev Kelm, Tel.: 030 4280 7919, E-Mail: dkelm1@gmx.de

Media Contact

Christine Vollgraf Forschungsverbund Berlin e.V.

Weitere Informationen:

http://www.fv-berlin.de

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