Aga-Kröten verursachen Todeswelle bei Süßwasserkrokodilen

Forscher der University of Sydney haben einen teilweise massiven Bestandsrückgang bei den Australienkrokodilen (Crocodylus johnsoni) im Northern Territory beobachtet. Dafür verantwortlich macht die Gruppe um den Biologen Mike Letnic die giftige Aga-Kröte (Bufu marinus), eine invasive Art, die in den 1930er Jahren zur Schädlingsbekämpfung von Südamerika nach Nordaustralien eingeführt wurde und sich seitdem erschreckend schnell west- und südwärts verbreitet hat (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=050411040 ). „Krokodile sind nicht wählerisch, wenn es um eine Mahlzeit geht“, sagt Letnic. „Sie schnappen nach allem, was sich an ihnen vorbei beweget. Wir denken, dass sich große Mengen von Kröten in den Flüssen versammelt haben, woraus sich das Problem für die Krokodile ergibt.“

Letnic und sein Team führen seit mehreren Jahren Erhebungen über die Sichtung der Süßwasserkrokodile im australischen Northern Territory durch. Beim Vergleich mit den Verbreitungsgebieten der Aga-Kröten, die ein auf viele Arten tödlich wirkendes Gift aus Drüsen an Kopf und Rücken ausscheiden, zeigte sich, dass überall dort, wo die „Invasionsfront“ der Kröten durchgezogen war, eine enorme Todesrate bei den Krokodilen zu verzeichnen war. Teilweise waren die Bestände seit dem Jahr 2005 um 77 Prozent zurückgegangen. Diese Zahlen sind für die Forscher sehr beunruhigend. Denn wenn Räuber wie das Australienkrokodil, das an der Spitze der Nahrungskette steht, verschwindet, könne dies „eine ganze Kaskade von Veränderungen im Ökosystem, die schwierig vorherzusagen sind“ nach sich ziehen. Die Bestände von Waranen und einigen Schlangenarten hätten die Kröten bereits erfolgreich dezimiert.

Eine Verbindung zwischen der Verbreitung der Aga-Kröten und dem Massensterben der Australienkrokodile aufzudecken, habe sich allerdings als nicht ganz einfach erwiesen, berichtet Letnic. Da die Krokodile die Kröten relativ schnell verdauen sind nur selten Spuren auffindbar. Die „Todeswelle“ habe sich aber mit der Krötenwanderung stromaufwärts bewegt, ein Indiz für den Zusammenhang. Zudem würden die Kröten und Krokodile oft in nächster Nähe zueinander gesichtet. Dies geschehe vor allem in trockeneren Regionen wie dem semi-ariden Oberlauf des Victoria River. Dort seien die beiden Arten gezwungen Wasserlöcher miteinander zu teilen, so Letnic. Wenn die Aga-Kröten weiter nach Süden in das trockene Innere des Kontinents ziehen, könnte daher die Gefahr für die einheimischen Arten noch um ein Vielfaches höher sein, da die Wassernot sie in engen Kontakt zu den Invasoren bringt.

Gleichzeitig könnte die hohe Sterberate auch eine natürliche Selektion bei den Krokodilen einleiten, meinen die Forscher. Am Ende würden dann diejenigen überleben, die eine höhere Toleranz gegenüber dem Krötengift aufweisen. Bei einigen Schwarzotterpopulationen sei dies der Fall gewesen, berichtet Letnic. Generell wirke das Gift aber stärker auf die jüngeren Krokodile, daher seien zukünftig weitere Bestandsrückgänge zu befürchten.

Angesichts der fehlenden Fressfeinde konnten sich die bis zu 26 Zentimeter langen und bis zu 2,5 Kilogramm schweren Aga-Kröten nach ihrer Einfuhr großräumig ausbreiten. Sie gewinnen jährlich 40 bis 50 Kilometer zusätzliches Terrain. Aus einigen tausend eingeführten Kröten, die zur biologischen Schädlingsbekämpfung auf den australischen Zuckerrohrplantagen dienen sollten, sind Schätzungen zufolge nunmehr über 100 Mio. Tiere geworden. In einigen Landesteilen zählen die Kröten gar zu den häufigsten Wirbeltierarten. Versuche, die Ausbreitung der Amphibien zu stoppen, sind bisher erfolglos geblieben.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.usyd.edu.au

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