Molekulare Meeresbiologie – Welche Rolle spielen die Gene im globalen Wandel?

Welche Rolle das Erbgut bei Anpassungen an veränderte Umweltbedingungen spielt, thematisieren zwei international besetzte Fachtagungen am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft.

Zwischen dem 5. und 19. Juni diskutieren rund 50 Expertinnen und Experten aus aller Welt die Perspektiven genetischer Forschung in der Meeresökologie.

Meeresorganismen können sich in begrenztem Umfang an geänderte Umweltbedingungen anpassen, wie wir sie im Klimawandel beobachten. Der Schlüssel dazu liegt im Erbgut, dem Genom. Welche Gene für derartige Anpassungen verantwortlich sind und welche Faktoren sie beeinflussen, haben Molekularbiologen am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Laboruntersuchungen bereits untersucht. Der nächste Schritt ist nun nachzuweisen, was im natürlichen Zusammenspiel vieler verschiedener Tiere und Pflanzen in der Umwelt passiert, wenn sich die äußeren Bedingungen ändern.

So kann man die funktionelle Vielfalt eines ganzen Systems beschreiben und abschätzen, welche Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaft in den Meeren zu erwarten sind. Weiterhin konnten die Wissenschaftler in den letzten Jahren das komplette Erbgut wichtiger Meeresorganismen entschlüsseln. Dabei entdeckten sie auch eine bisher unbekannte Gruppe von Kleinstalgen, die Picobiliphyta. Die Arbeit der Forscher führt somit zu einem besseren Verständnis der durch sich ändernde Umweltbedingungen teilweise schon bedrohten Artenvielfalt der Meere.

Vom 5. bis 7. Juni findet ein Workshop zum Thema Umwelt-Genomik und Umwelt-Genaktivität statt. Welche Gene bei welchen Organismen im Meer vorkommen und wie ihre Aktivität reguliert wird, ist nur eine der Fragen, mit der sich die über 20 eingeladenen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt in Bremerhaven beschäftigen werden. „Wir möchten herausfinden, zu welchen Leistungen Meeresorganismen fähig sind und wie sie auf die kommenden Veränderungen wie Klimaerwärmung oder Ozeanversauerung reagieren“, erläutert Dr. Klaus Valentin, Molekularbiologe am Alfred-Wegener-Institut und Organisator der Veranstaltungen.

Vom 10. bis 19. Juni beschäftigt sich eine internationale „Summer School“ mit der molekularen Biologie von Planktonblüten. „Solche Planktonblüten treten in den letzten Jahren verstärkt auf und können für den Menschen bedrohlich werden, weil einige Arten giftige Stoffe produzieren“, so Dr. Uwe John, ebenfalls Molekularbiologe am Alfred-Wegener-Institut. Thema des Treffens ist die Untersuchung dieser Blüten mit Hilfe molekularer Methoden. Ziel ist es, die Entstehung von Planktonblüten und deren Gefahrenpotential besser zu verstehen. International führende Experten, unter anderem aus den USA, Norwegen und Frankreich, bereiten dieses Thema für eine Gruppe von Interessierten aus aller Welt auf. Finanziert werden die Veranstaltungen von der Europäischen Union als Exzellenznetzwerk (Network of Excellence Marine Genomics Europe, MGE).

Hinweise für Redaktionen: Ihre Ansprechpartner am Alfred-Wegener-Institut sind Dr. Klaus Valentin (Tel. 0471 4831-1452 oder 0173 3241067; E-Mail: Klaus.Valentin@awi.de) und Dr. Uwe John (Tel. 0471 4831-1841; E-Mail: Uwe.John@awi.de). Ihr Ansprechpartner in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist Dr. Ude Cieluch (Tel. 0471 4831-2008; E-Mail: Ude.Cieluch@awi.de). Druckbare Bilder finden Sie auf unserer Webseite unter http://www.awi.de. Bitte senden Sie uns bei Veröffentlichung einen Beleg.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Margarete Pauls idw

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