Neue Wirkung eines alten Medikaments

Die Biologin Dr. Regina Ebert von der Universität Würzburg hat nachgewiesen, dass diese Arzneimittel auch den Knochenaufbau fördern, was in der Wissenschaft bislang eher bezweifelt wurde.

Für ihre neuen Erkenntnisse bekam sie jetzt den mit 5.000 Euro dotierten Von-Recklinghausen-Preis verliehen.

In ihrer preisgekrönten Arbeit hat sich Regina Ebert mit einem speziellen Wirkstoff beschäftigt, der erst im September 2007 für die Osteoporose-Therapie zugelassenen Substanz Zoledronsäure. Während die Patientinnen andere Bisphosphonate täglich in Tablettenform einnehmen müssen, reicht es bei der Zoledronsäure aus, wenn sie einmal im Jahr als Infusion verabreicht wird. In den Stunden danach ist der gesamte Organismus kurzfristig einer Konzentration des Wirkstoffes ausgesetzt, die etwa tausend Mal größer ist als nach dem Schlucken einer Tablette.

Diese Therapieform stimuliert offensichtlich die Umwandlung von Stammzellen des Knochenmarks in Knochenzellen. Wie Regina Ebert in Zellkulturen gezeigt hat, lässt sich noch vier Wochen nach einer nur dreistündigen Behandlung der Stammzellen eine positive Wirkung auf die Mineralisierung feststellen sowie auf die Aktivität bestimmter Gene, die für den Aufbau von Knochen relevant sind. Das stimmt mit den Ergebnissen einer klinischen Studie überein, in der bei einmal jährlich behandelten Patientinnen ein deutlicher Zuwachs der Knochenmineralisierung beobachtet wurde.

Insgesamt weist die Arbeit darauf hin, dass ein Vertreter einer seit Langem bekannten Arzneimittelgruppe durch die Änderung seiner Anwendungsbedingungen offensichtlich neue Effekte bewirkt, die bis dahin überhaupt nicht mit der Wirkung des Medikaments in Verbindung gebracht wurden. Die anwendungsnahe und dennoch grundlagenwissenschaftlich betriebene Arbeit aus Würzburg erschien der Preiskommission daher auszeichnungswürdig.

Regina Ebert bekam den Von-Recklinghausen-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie Anfang Mai in Berlin beim Europäischen Kongress für Endokrinologie überreicht. Die Auszeichnung ist für „wesentliche wissenschaftliche Beiträge“ über kalziumregulierende Hormone und Knochenstoffwechsel vorgesehen und wird vom Heidelberger Labor Limbach gestiftet. Regina Ebert arbeitet im Orthopädischen Zentrum für Muskuloskelettale Forschung der Universität Würzburg in der Arbeitsgruppe von Professor Franz Jakob. Das Team ist an den Lehrstuhl für Orthopädie und die Orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus angebunden und wird vom Bezirk Unterfranken finanziell gefördert.

Weitere Informationen:
Dr. Regina Ebert, T (0931) 803-1597, r-ebert.klh@uni-wuerzburg.de

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Margarete Pauli idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de

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