Gene für Colitis ulceroa aufgespürt

Kieler Forscher haben erstmals Gene identifiziert, die für die Entstehung der chronisch entzündlichen Darmkrankheit Colitis ulcerosa verantwortlich sind. Das Forscherteam um den Molekularbiologen Stefan Schreiber von der Universität Kiel hat auf der Suche nach Genen der Colitis-Schwesterkrankheit Morbus Crohn drei Gene identifiziert, die nur für ein Colitis-Risiko stehen können.

Über ihre Entdeckung haben die Forscher im Wissenschaftsmagazin Nature Genetics berichtet. Schreiber hatte bereits vor sechs Jahren die ersten Risiko-Gene von Morbus Crohn erkannt.

„Insgesamt haben wir 31 Gene identifizieren können, die bei Colitis eine Rolle spielen“, erklärt Schreiber gegenüber pressetext. Die Wissenschaftler untersuchten im Anschluss an die jüngsten Morbus Crohn-Studien des Nationalen Genomforschungsnetzes NGFN Stichproben von 1.850 Morbus Crohn-Patienten, 1.103 Colitis ulcerosa-Patienten und 1.817 gesunden Personen.

Dabei konnten sie Veränderungen in den Genen PTPN2, HERC2 und STAT3 nur bei Colitis ulcerosa feststellen. „Damit sind wir zwar ein schönes Stück weitergekommen“, meint der Wissenschaftler. Allerdings sei nicht klar welches Gen wie viel Prozent zur Erkrankung beiträgt. Das Erkrankungsverhältnis beträgt derzeit drei Fälle Colitis zu zwei Fällen Morbus-Crohn, erklärt der Forscher. Anhand vergleichender Zahlen von China, könne man davon ausgehen, dass eine Lebensstiländerung – und damit verbunden auch eine veränderte Ernährungsweise – zur Erkrankung beiträgt.

Colitis ulcerosa ist eine geschwürige, chronische Entzündung des Dickdarms, die am Darmausgang beginnt und sich unterschiedlich weit im Dickdarm ausbreiten kann. Die Erkrankung ist nicht heilbar, kann in jedem Lebensalter auftreten, beginnt meistens im Alter von 20 bis 40 Jahren. „Mehr als 300.000 Menschen in Deutschland leiden unter Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn“, erklärt der Wissenschaftler. „Wir beginnen jetzt sehr langsam die Erkrankung genauer zu verstehen“, meint Schreiber. Ursprünglich waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handle. „Heute wissen wir, dass es um die Epithelzellen im Darm geht und dass die Ernährung damit zu tun hat“, meint Schreiber, der davon ausgeht, das in 20 Jahren die Rätsel um die Entzündungskrankheiten gelöst sein werden.

Wie diese und andere Entzündungskrankheiten entstehen, wie man sie behandeln und verhindern kann, erforscht der Exzellenzcluster „Entzündung an Grenzflächen“. Hier arbeiten 70 Wissenschaftlergruppen der Universitäten Kiel, Lübeck und vom Forschungszentrum für Medizin und Biowissenschaften der Leibniz-Gemeinschaft in Borstel zusammen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uni-kiel.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer