Biosensoren sichern Qualität und Effizienz in der Saftproduktion

Sie werden traditionell für die Erzeugung fermentierter Produkte eingesetzt und tragen vermutlich zum Einsetzen von Fäulnis und Verderb bei. Das Auftreten von Milchsäurebakterien bleibt häufig einige Tage lang unbemerkt, bevor sich die Bakterien dann innerhalb kürzester Zeit massenhaft vermehren.

Mit einem Sensormesssystem will das EU-geförderte Collective Research Projekt QUALI-JUICE Qualitätsverluste innerhalb von Minuten erkennen, um Gegenmaßnahmen einleiten zu können und so wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. Die vorläufigen Testergebnisse des 2005 gestarteten Projektes präsentierten die 17 internationalen Partner aus Forschung und Industrie vor Kurzem in Padova/Italien.

Frühwarnsystem verhindert Verderb

Viele Faktoren wirken sich auf den Verbraucher-Preis von Saft aus. Die Rohstoffe sind nur eine Komponente, die Effizienz des Produktionsvorganges und die Endproduktmenge sind ebenfalls entscheidend. Die Produktionskosten um mindestens 3% zu senken und die Produktivität der Fruchtsafthersteller durch verminderten Produktionsausfall um rund 80% zu steigern ist Ziel des Projektes QUALI-JUICE, das im 6. Forschungsrahmenprogramm der EU durchgeführt wird. Dafür steht ein Gesamtbudget von 1,6 Mio. Euro zur Verfügung, davon sind 1 Mio. Euro Fördermittel der Europäischen Kommission. Wie nah die beteiligten Partner diesem Ziel nach 30-monatiger Laufzeit gekommen sind, zeigte sich bei der Ergebnispräsentation bei dem letzten Treffen. Ergebnisse aus den Testrei-hen mit drei Offline-Sensoren unter realen Bedingungen wurden verglichen, um die optimale Technologiekomponente für das Verfahren zu finden.

Die Auswahl des richtigen Sensorssystems ist ein Kernpunkt des Prozesses, da sich – bedingt durch Konstruktionsunterschiede – deutliche Unterschiede in Performance, Energieverbrauch und Preis zeigen. Die Materialkosten weisen beispielsweise eine enorme Bandbreite auf: zwischen 500 und 7.000 Euro variieren die Sensorpreise. Auch Online-Sensoren wurden ge-testet. Die Saftproduzenten bevorzugen jedoch klar die Offline-Variante aufgrund ihres geringeren Installationsaufwands. „Drei gut funktionierende Offline-Sensorsysteme sind zurzeit im Langzeittest bei den verschiedenen Saftproduzenten, die Partner im Projekt sind. Je nach Bedarf und Investiti-onskosten haben alle drei Systeme ihre Vorteile“, so Projektleiter Dr. Hauke Hilz vom ttz Bremerhaven. Der Forschungsdienstleister hat im QUALI-JUICE die Rolle des Koordinators hat.

Meistens ist eine Qualitätsbeeinträchtigung des Obstes durch Lagerung, klimatische Bedingungen oder Konstruktionsmängel in der Produktion Aus-löser einer späteren bakteriellen Kontamination. Mit Hilfe der Biosensoren lassen sich Kontaminationen in wenigen Minuten erkennen. Im Vergleich: Herkömmliche Analysemethoden sind dagegen arbeitsaufwendig und liefern frühestens nach einem halben Tag Ergebnisse. In dieser Zeit kann ein Saft schon verdorben sein.

Durch diese frühzeitige Information kann der Produzent den Saft pasteurisieren und anschließen normal verwerten. Da dieser Vorgang energieintensiv ist, sollte er aufgrund der Kosten nur eingeleitet werden, wenn die Gefahr des Verderbs akut besteht. So kann höhere Sicherheit zu einem guten Preis für den Verbraucher gewährleistet werden, da eine effiziente Produktion mit wenigen Ausfällen für den Hersteller ein kostenoptimierter Prozess ist.

Um dieses Know-how der Industrie zugänglich zu machen, werden den
am Projekt beteiligten europäischen Industrieverbänden für Safthersteller gezielte Trainingsmaßnahmen vermittelt. Workshops in Polen, Österreich, Slowenien, Rumänien und Spanien belegen bereits das große Interesse der Verbände. So können sie in einem zweiten Schritt als Multiplikatoren ihre Mitglieder für den Einsatz des anwenderfreundlichen Biosensorsystems schulen. Bis zum Projektabschluss im Oktober sollen die verschiedenen Systeme Marktreife und einen hohen Bekanntheitsgrad unter den Saftherstellern erlangt haben.

Das Technologie-Transfer-Zentrum Bremerhaven versteht sich als innovativer Forschungsdienstleister und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Team ausgewiesener Experten in den Bereichen Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik, Analytik sowie Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement, Gesundheitstechnologien sowie Organisation & Software.

Kontakt:
Britta Rollert,
ttz Bremerhaven, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0471 / 4832-121/-124
Fax 0471 / 4832-129
E-Mail: brollert@ttz-bremerhaven.de

Media Contact

Britta Rollert idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer