Grönländische Moschusochsen, die seit einigen Jahren an einer rätselhaften Krankheit leiden, bekommen zurzeit Hilfe von Veterinärmedizinern der Universität Gießen.
In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt des Arbeitskreises Wildbiologie untersuchen die beiden Gießener Forscher (Dr. Klaus Volmer und Dagmar C. Meyer) zusammen mit der grönländischen Wissenschaftlerin Dr. Christine Cuyler vom Greenland Institute for Natural Resources das neue Krankheitsphänomen bei Moschusochsen in Nordwestgrönland.
Seit 1998 wird in einer einzigen Population unweit der US-Militärbasis Thule das Krankheitsbild beobachtet. Es führt dazu, dass das Klauenhorn der Tiere enorm auswächst und die Moschusochsen sich teilweise auf gewaltigen Kufen fortbewegen müssen. Ziel der Untersuchungen ist es, herauszufinden, welche Ursachen zum Auswachsen der Klauen führen und welche Maßnahmen getroffen werden können, um das Krankheitsgeschehen zu kontrollieren.
Moschusochsen leben am Limit. Sie sind diejenigen Wildwiederkäuer, die von der Evolution am besten für das Leben in den nördlichsten Breitengraden (hier 76 Grad Nord) ausgestattet worden sind. Bis zu 70 Zentimeter lange Deckhaare, die vom Rücken gescheitelt über die dichte Unterwolle bis zum Boden fallen, Augen mit integrierter Schneebrille und gleichzeitig Nachtsichtgerät für das Leben im langen dunklen Polarwinter ohne wirkliches Tageslicht von November bis Februar, Klauenschuhe mit Schneeschaufeln im Winter und schließlich ein Verdauungstrakt, der die längste Verweildauer und den effektivsten Aufschluss der kargen Nahrung im Winter ermöglicht: All das zeichnet den Umingmak, den "Bärtigen", der schon Weggefährte von Mammut und wollhaarigem Nashorn war, aus. In Westgrönland leben derzeit mehr als 10.000 Moschusochsen, die auch gejagt werden dürfen.
Die grönländischen Wissenschaftler hatten die Gießener Spezialisten 2004 um Konsiliaruntersuchungen gebeten, nachdem in Grönland und Dänemark keine Befunde erhoben werden konnten, die Aufschluss über die Entstehungsursachen des Krankheitsbildes gegeben hätten. Die Tiere werden in ihrem Lebensraum von den im Sommer in Zelten lebenden Wissenschaftlern beobachtet, Futterpflanzen und Kot werden beprobt, und schließlich werden auch schwer erkrankte Tiere abgeschossen und Läufe, Organ- und Blutproben nach Gießen gebracht (per Schiff und LKW in der Kühlkette). Hier erfolgt im Rahmen eines von der DFG geförderten Programms die Untersuchung in Zusammenarbeit der Wildbiologie mit mehreren Universitäts-Instituten und dem Landesbetrieb Hessisches Landeslabor.
Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich wahrscheinlich bei der Erkrankung um eine populationsspezifische Stoffwechselstörung handelt.
Lisa Arns | idw
Weitere Informationen:
http://www.vetmed.uni-giessen.de
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