Zellmodelle für menschliche Herzen gesucht

Der anatomische Aufbau des Herzens ist heute im Detail bekannt. Was biochemisch in und zwischen den Herzzellen vorgeht, ist dagegen in weiten Teilen immer noch unerforscht.

Ein Verbund aus fünf Forschergruppen aus Wissenschaft und Wirtschaft mit Beteiligung des NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts an der Universität Tübingen in Reutlingen startet nun ein gemeinsames Projekt mit dem Ziel, künstliche, aus menschlichen Herzzellen bestehende Gewebekulturen zu erzeugen und näher zu untersuchen.

Bislang existieren solche Labor-Kulturen nicht, könnten nach Ansicht der Wissenschaftler aber als Modelle des Herzens überaus hilfreich sein: Neue Wirkstoffe zur Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ließen sich schneller finden sowie deren Wirksamkeit und Verträglichkeit früher und genauer einschätzen.

Die gewebeartigen Testsysteme sollen einerseits auf der Basis von Herzgewebe, das bei Operationen anfällt, andererseits aus Stammzellen erzeugt werden. Gelingt es, die gewebeartigen Zellverbände erfolgreich zu kultivieren, sollen diese Herz-modelle auch dazu beitragen, die Zahl von Tierversuchen zu reduzieren, denn präklinische Untersuchungen könnten vermehrt an solchen Modellen und weniger an Tieren selbst unternommen werden.

Neben dem NMI sind an dem Projekt beteiligt: das Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie der Universität Lübeck, das Institut für Neurophysiologie der Universität zu Köln, die Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie in Lübeck sowie das forschende Pharmaunternehmen sanofi-aventis. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „Innovation in der Medikamentenentwicklung“ mit etwa 2,65 Millionen Euro gefördert und soll über drei Jahre laufen.

Kontakt am NMI:
Prof. Elke Guenther Leiterin Fachbereich Zellbiologie, AG Elektrophysiologie Markwiesenstr. 55 72770 Reutlingen

Email: guenther@nmi.de Tel. 07121-5153054

Media Contact

Dr. Nadja Gugeler idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

So soll risikoreiche generative KI geprüft werden

Die beschlossene KI-Verordnung der EU sieht vor, dass Künstliche-Intelligenz-Modelle (KI) „für allgemeine Zwecke mit systemischem Risiko“ besonders strikt überprüft werden. In diese Modellkategorie gehören auch populäre generative KI-Modelle wie GPT4…

Partner & Förderer