Menschlicher Gen-Code als Luxusware

350.000 Dollar war dem Schweizer Millionär Dan Stoicescu die vollständige Entschlüsselung seines genetischen Codes wert. Damit ist der ehemalige Biotechnologie-Unternehmer erst die zweite Privatperson, die sich die Sequenzierung seiner Erbinformationen leistete. Stoicescu ist der erste Kunde der Firma Knome, die selbigen Service den Reichen und Berühmten als neues Luxusgut anbietet. Der Zweck hinter der Untersuchung: „Man kann eventuell Veranlagungen zu verschiedenen Krankheiten erkennen, die Eintrittswahrscheinlichkeit bestimmen und Vorsorge treffen“, erklärt Peter Propping, Direktor des Instituts für Humangenetik an der Universität Bonn, im Gespräch mit pressetext. „Was man daraus allerdings nicht lesen kann, ist, ob die Person völlig gesund ist.“

Während der genetische Code inzwischen vollständig entschlüsselt ist, sind die Funktionen der meisten Varianten noch unklar. „Die Technik eilt der Wissenschaft voraus“, so Propping. „Die Interpretation wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen.“ Beim aktuellen Wissensstand hält der Humangenetiker die Untersuchung deshalb für „nicht sinnvoll“. „Wenn das Wissen höher ist, wird man die Prozedur aber aus ethischen Gründen niemandem verweigern können“, räumt er ein. Trotzdem sollte die Entscheidung zur Entschlüsselung seines genetischen Codes reiflich überlegt sein. „Als Arzt würde ich vorher darüber sprechen, was sich die Person von der Untersuchung erwartet. Schließlich können auch Veranlagungen zu unheilbaren Krankheiten, wie Alzheimer zum Vorschein kommen.“

Bei einem Preis von 350.000 Dollar, steht jedoch ohnehin nur eine kleine Gruppe von Menschen vor dieser Entscheidung. „Die erste Sequenzierung vor etwa acht Jahren kostete noch zwei Milliarden Dollar, so gesehen haben sich die Kosten bereits sehr reduziert“, erklärt Propping den hohen Preis. „Pro Mensch müssen schließlich sechs Milliarden Bausteine mit chemischen Mitteln bestimmt werden.“ Nichtsdestotrotz könnte der genetische Bauplan als Luxusgut zu einer Zweiklassengesellschaft führen, befürchten Experten.

Die Non-Profit-Organisation X Prize Foundation bietet deshalb dem ersten Projekt, das es schafft, 100 menschliche Genome in zehn Tagen für nicht mehr als 10.000 Dollar zu entschlüsseln, eine Prämie von zehn Mio. Dollar. Doch auch Stoicecsu sieht den Kaufpreis seines Codes als Beitrag zur Forschung. „Ich sehe es als eine Art von Sponsoring“, so der 57-jährige gegenüber der New York Times. „Auf diese Weise kann man Teil dieses Abenteuers sein, das wie ich glaube, noch viele Dinge verändern wird.“

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Georg Eckelsberger pressetext.austria

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