Ratten dezimieren Seevogel-Kolonien der Welt

Ein Viertel aller Seevögel wird von Ratten bedroht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der World Conservation Union in der Wissenschaftszeitschrift Conservation Biology. Von den insgesamt 328 bekannten Seevogel-Arten sind 102 bedroht oder zumindest stark unter Druck. Ein Hauptgrund dafür sind eingeschleppte Nagetiere, die vor allem den nistenden Vögeln stark zusetzen.

„Seevögel sind wichtige ökologische Akteure auf hoher See ebenso wie auf den Inseln. Allerdings sind 30 Prozent von ihnen vom Aussterben bedroht“, meint Studienautor Bernie Tershy von der University of California in Santa Cruz. Die eingeschleppten Ratten sind die größte Bedrohung der Tiere. Kleinere Seevogelarten oder jene, die am Boden oder in Felsnischen brüten, sind besonders gefährdet. Das Schlimme daran ist, dass sich die Bodenbrüter und die Nager praktisch dasselbe Habitat teilen das macht die Vögel insbesondere anfällig.

Die Ratten sind wahre Überlebenskünstler. Sie sind mit den Menschen in Schiffen über den ganzen Erdball gekommen. Fast 90 Prozent aller Inseln und Archipele sind heute auch von Ratten besiedelt. Die Pazifische Ratte erreichte Neuseeland und Hawaii bereits mit den frühen polynesischen Siedlern. Römische Schiffe brachten die schwarze und braune Ratte in sämtliche Regionen des Mittelmeers.

Wie schlimm die Ratten für die endemische Fauna sind, konnten Forscher an der subantarktischen Campbell Insel, die heute ein UNESCO-Weltkulturerbe ist, feststellen: Innerhalb von nur 200 Jahren entwickelte sich hier die weltweit dichteste Rattenpopulation mit mehr als 200.000 Tieren auf 11.000 Hektar Fläche. In einer „Säuberungsaktion“ wurde Rattengift vom Flugzeug aus abgeworfen. Zwei Jahre lang kämpften Umweltbehörden gegen die invasiven Nagetiere bis das kleine Eiland 2003 schließlich als „rattenfrei“ erklärt werden konnte (pressetext berichtete http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=030527047 ). Heute gehört Campbell, das nur mit Erlaubnis der neuseeländischen Regierung betreten werden darf, wieder den Sturmvögeln, Pinguinen und Königsalbatrossen. Campbell ist Heimat für drei endemische Vogelarten: die flugunfähige Campbell-Ente, die Campbell-Scharbe sowie die winzige Campbell-Schnepfe.

Ein Lied von der Rattenplage singen, können Ökologen auch auf zwei tropischen Seychellen-Inseln: Cousine Island und Fregate gehören nicht nur zu den exklusivsten Feriendestinationen von Millionären, sondern auch zu seltenen Naturparadiesen. Mit viel Geld wurden alle Tier- und Pflanzenarten, die nicht heimisch sind, von den Inseln verbannt. Zu den schlimmsten Invasoren zählten auch hier die Ratten. Ursprünglich gab es auf den Seychellen – ähnlich wie auch auf anderen tropischen Inseln – nämlich nur eine Spezies von Landsäugetieren: Fliegende Hunde, die sich ausschließlich von Pflanzen ernähren.

Auch hier haben die Nagetiere am Boden nistenden Vögeln sowie Landschildkröten das Leben schwer gemacht. Beide Inseln sind seit einigen Jahren frei von den Nagern. Damit allerdings kein artfremdes Lebewesen in die Naturparadiese eindringen kann, werden sie mit dem Helikopter angeflogen. Das inseleigene Boot legt im flachen Wasser an, um die heimische Flora und Fauna vor Eindringlingen zu schützen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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