Entwicklungshilfe und Ökologie

Die Teufelskralle

Biologe der Universität Münster kultivierte „Teufelskralle“

Bis zu zwei Meter tief verstecken sich die Knollen der Harpagophytum procumbens im Boden. Sie auszugraben, ist eine Knochenarbeit in der heißen Luft der Kalahari, die nur möglich ist, wenn der Boden feucht ist. Fünf Pflanzen, im Schnitt etwa 600 Gramm schwer, lassen sich so an einem Tag erarbeiten. Eine magere Ausbeute, auf die aber ein großer Teil der schwarzen Bevölkerung als Einkommensquelle angewiesen ist. Der Absatz wiederum ist kein Problem, allein aus Namibia werden pro Jahr rund zehn Millionen Pflanzen an Pharmakonzerne in der ganzen Welt geliefert. Denn die Teufelskralle, von den Einheimischen seit jeher als Allheilmittel genutzt, wird seit rund 50 Jahren in der westlichen Welt als Wirkstoff gegen Rheuma und Arthritis eingesetzt. Bisher konnten nur wildwachsende Pflanzen geerntet werden, nun ist es Prof. Dieter von Willert vom Institut für Ökologie der Pflanzen der Universität Münster gelungen, die Teufelskralle aus Samen zu kultivieren.

„Das ist aus zweierlei Gründen wichtig: Zum einen konnten wir durch die Kultur der Pflanze den Knollenertrag verzehnfachen ohne den Wirkstoff zu verlieren, zum anderen schützen wir damit die Teufelskralle, denn bisher wurden die Mutterknollen nicht zurückgepflanzt, sondern mitverwendet, so dass keine neuen Pflanzen nachwachsen konnten“, erläutert von Willert. Für die Dokumentation seiner Arbeit an der Teufelskralle holte er sich ungewöhnliche Hilfe: Zwei Fotografenlehrlinge begleiteten ihn im Februar nach Afrika.

„Das größte Problem ist die Wasserarmut in der Kalahari“, erklärt von Willert. „Um den Wasserverlust durch Transpiration zu verlangsamen, haben wir jeweils Streifen von fünf Metern Breite von jeder Vegetation befreit und dazwischen sieben Meter breite Streifen naturbelassen, da sonst die Bodenerosion alles zunichte gemacht hätte“. Nach einem Niederschlag wurde die Oberfläche aufgekratzt, wodurch zusätzlich die Verdunstung des Bodens verringert wurde. Das Ergebnis des für zwei Jahre von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) finanzierten Projektes waren Pflanzen mit einem Knollengewicht von bis zu 6,5 Kilogramm. Die relativ einfache Technik, die ohne High Tech oder Genmanipulationen auskommt, wurde von der schwarzen Bevölkerung sofort angenommen. „Die notwendige ständige Pflege stellt allerdings immer noch ein Problem dar“, gibt von Willert zu. Dennoch ist die Kultivierung nicht nur in ökologischer Hinsicht interessant, um eine gefährdete Art zu schützen, sondern dient auch der Entwicklungshilfe, da mit geringerem Aufwand ein höherer Ertrag erzielt werden kann.

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Brigitte Nussbaum idw

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