Armleuchteralge weist den Weg zu Erdöllagerstätten

Rostock ist vom 23.9. bis zum 28.9.2008 Gastgeber einer Konferenz von Molekularbiologen, Paläontologen, Geologen, Umweltschützern, Juristen und (Pflanzen-)Physiologen. Nach Rostock führen sie die Armleuchteralgen

(Characeen) – eine Organismengruppe, die sich genau an der Grenze zwischen Algen und Landpflanzen befindet.

„Dass man mit ihrer Hilfe Erdöl führende Schichten aufspüren kann, macht sie für die Forschung so einzigartig“, sagte Prof.Hendrik Schubert, Biowissenschaftler an der Universität Rostock. Die versteinerten Reste bestimmter Arten der Characeen sind Anzeiger Erdöl höffiger Schichten, was die Armleuchteralgen für ganze Scharen von Geologen interessant macht. 80 Teilnehmer aus aller Welt werden zur Konferenz erwartet.

Die Armleuchteralgen haben das Wasser noch nicht verlassen, aber die meisten Merkmale der Landpflanzen sind schon vorhanden. Das erklärt das Interesse der Paläontolgen und Evolutionsbiologen.

Für die Physiologie hält die Gruppe der Armleuchteralgen gleich mehrere highlights bereit. Einige Arten sind sowohl Zwitter, weisen aber auch eingeschlechtliche Populationen auf. In der Ostsee lebt mit dem „grauen Armleuchter“ (Chara canescens) ein solcher Vertreter. Für die Forschung ist er aus einem ganz besonderen Grund interessant: im gesamten Ostseeraum findet man nur Weibchen. Den nördlichsten Punkt, den die Männchen je erreicht haben, ist der Süden Österreichs. Männchen haben offenbar die Alpen nie überschritten. Die Aufklärung dieser verwickelten Verwandschaftsgeschichte ist ein gemeinsames Projekt der Universitäten Rostock und Greifswald, die deshalb während der letzten Konferenz in Sydney (Australien), auch den ehrenvollen Auftrag zur Ausrichtung dieser alle vier Jahre stattfindenden Weltkonferenz erhielten.

Armleuchteralgen sind aber auch Indikatoren für besonders gute Gewässerqualität.

Auf Exkursionen der Konferenzteilnehmer in Mecklenburg-Vorpommern, das mit seinen ausgewiesen sauberen Gewässern beste Bedingungen bietet, werden von den Forschern an der Küste und im Binnenland Standorte aufgesucht, um Bestimmungsprobleme am lebenden Objekt zu diskutieren.

„Von den Exkursionen im Vorfeld der Konferenz sowie den zahlreichen anschließenden Workshops erwarten wir wichtige Weichenstellungen für die Forschungsausrichtung der kommenden Jahre“, so Prof. Schubert.

Kontakt:

Prof. Hendrik Schubert
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Aquatische Ökologie
0381-498-6071
hendrik.schubert@uni-rostock.de
Irmgard Blindow
Universität Greifswald
Biologische Station Hiddensee
038300-50251
blindi@uni-greifswald.de

Media Contact

Dr. Ulrich Vetter Universität Rostock

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

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