Alzheimer-Demenz: Therapieansatz mit Antikörpern für mögliche Testung an Menschen weiterentwickelt

Lösliche Abeta-Aggregate lagern sich an Synapsen an und verhindern die Nachrichtenübertragung zwischen Nervenzellen, die in der Folge absterben. Copyright: „Alzheimer Forschung Initiative e.V.“

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG), die MBM ScienceBridge GmbH und das Medical Research Council Technology (MRCT) haben eine Lizenzvereinbarung für die Entwicklung einer neuen Therapie gegen die Alzheimer-Demenz unterzeichnet. Der Therapieansatz setzt auf Antikörper gegen die beiden schädlichsten Abeta Peptide, die bei der Alzheimer-Pathologie eine wichtige Rolle spielen.

Die Zusammenarbeit mit der britischen Forschungsorganisation MRCT gewährt der UMG Zugang zu einer professionellen Expertise für die „Humanisierung“ von Antikörpern: Der bislang nur in Tierversuchen erprobte monoklonale Antikörper NT4X wird für die Anwendung bei Menschen weiterentwickelt.

Das MRCT erhält die weltweite Lizenz für die Erfinderrechte der UMG in Bezug auf die neuartige Therapie für die Behandlung von sporadischer und familiärer Alzheimer-Demenz, die auf dem Antikörper NT4X beruht.

Der monoklonale Antikörper NT4X ist der weltweit einzige, der spezifisch die beiden schädlichsten bisher bekannten Abeta-Peptide erkennt, nämlich Abeta4-42 und Pyroglutamat-Abeta3-42. Er neutralisiert deren toxische Wirkung. Entwickelt wurde der Antikörper von Prof. Dr. Thomas Bayer, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Psychiatrie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UMG. Für seine Erfindung wurde er bereits mit dem Innovationspreis des Landkreises Göttingen und im Jahr 2014 durch die „Alzheimer Forschung Initiative e.V.“ ausgezeichnet.

Eine Hypothese zur Ursache der Alzheimer Erkrankung ist die Amyloid-Hypothese. Demnach bilden sich bereits vor Einsetzen der ersten klinischen Symptome im Gehirn außerhalb der Nervenzellen Plaques. Diese bestehen aus fehlerhaft gefalteten Beta-Amyloid (Abeta) Peptiden. Zurzeit laufen weltweit großangelegte klinische Studien mit Alzheimer-Patienten, allerdings ohne therapeutischen Erfolg. Allen bisherigen klinischen Studien gemeinsam ist es, dass sie Antikörper zur passiven Immunisierung nutzen, die gegen Plaques gerichtet sind und nicht gegen lösliche Abeta-Aggregate.

Über die Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer Demenz ist die häufigste Demenz-Erkrankung. Die neurodegenerative Erkrankung beginnt meist nach dem 65sten Lebensjahr. Betroffene leiden unter Rückgang der kognitiven Leistungsfähigkeit und neuropsychologischen Symptomen. Allein in Deutschland sind 1,2 Millionen und weltweit etwa 29 Millionen Patienten betroffen. Mit steigender Lebenserwartung werden auch die Patientenzahlen sprunghaft steigen. Derzeit verfügbare Behandlungen lindern Symptome, stoppen aber nicht den Krankheitsverlauf.

Über die MBM ScienceBridge GmbH
Die MBM ScienceBridge GmbH (http://www.sciencebridge.de) gehört zur Universität Göttingen und agiert im Namen der Universität und der Universitätsmedizin Göttingen für den Technologietransfer zu Firmen weltweit. Das Patentportfolio, das von MBM ScienceBridge gemanagt wird, beinhaltet Innovationen im Bereich Lebenswissenschaften, Chemie, Physik, Optik, Agrarwissenschaften, Forst und medizinische Technologien.

Über das Medical Research Council Technology
Das MRCT (www.mrctechnology.org) ist eine unabhängige, non-profit medizinische Forschungsorganisation, die professionellen Service an Organisationen innerhalb des akademischen, biotechnologischen und pharmazeutischen Sektors anbietet. Der Service beinhaltet Management der Schutzrechte von Patenten, Forschung und Entwicklung von Diagnostika, kleinen Molekülen und therapeutischen Antikörpern. Das MRCT versteht sich als Brücke zwischen der medizinischen Forschung und deren Kommerzialisierung, um Entdeckungen zügig in die klinische Anwendung zu überführen.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Arbeitsgruppe Molekulare Psychiatrie
Prof. Dr. Thomas Bayer
Telefon 0551 / 39-22912
Thomas.Bayer@medizin.uni-goettingen.de

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Stefan Weller idw - Informationsdienst Wissenschaft

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