Adenoviren: Methylreste beeinflussen Virusvermehrung

Dazu programmieren sie die infizierte Zelle um und zwingen sie, fast nur noch virales Erbgut, virale Proteine und schlussendlich neue Viren zu produzieren. Um Zellen erfolgreich manipulieren zu können, besitzen Virusproteine oft mehrere Funktionen. Orkide Koyuncu und Thomas Dobner vom Heinrich-Pette-Institut beschreiben jetzt im Journal of Virology, wie die Funktionen des adenoviralen L4-100K-Proteins reguliert werden und wie sich das auf die Virusvermehrung auswirkt.

Das L4-100K (100K) Protein des Adenovirus Typ5 wirkt in der späten Phase der Virusinfektion – das ist die Phase in der hocheffizient fast nur noch virale Proteine und Virusnachkommen produziert werden. Es vermittelt den Transport viraler mRNA und dessen Übersetzung in Virusproteine, es bindet an Grundbausteine der Viruskapsel, sogenannte Trimere, und transportiert sie in den Zellkern, wo sie später zusammengesetzt werden. Wie aber werden diese verschiedenen 100K-Funktionen gesteuert? Orkide Koyuncu erklärt: „Es gibt im 100K-Protein bestimmte Bereiche, an die sogenannte Methylreste gehängt werden. Das beeinflusst die Wirkung des Proteins in der infizierten Zelle.“ Die Hamburger Forscher konnten erstmals zeigen, dass diese Veränderungen wichtig sind, um eine große Menge der Virusnachkommen zu produzieren. Und auch hierbei nutzt das Virus seine Wirtszelle, denn die Methylreste werden durch ein zelluläres Enzym, die Methyltransferase PRMT1, an das Virusprotein gekoppelt.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse können erstmals neuartige experimentelle Therapien zur Behandlung von Adenovirusinfektionen entwickelt werden. Dafür sollen zunächst niedermolekulare Hemmstoffe der Methyltransferase PRMT1 identifiziert und getestet werden.

Veröffentlichung:
O. O. Koyuncu and T. Dobner. 2009. Arginine methylation of human adenovirus type 5 L4-100K protein is required for efficient virus production. J Virol. 2009 Mar 4. [Epub ahead of print]
Heinrich-Pette-Institut:
Das Heinrich-Pette-Institut (HPI) befasst sich mit der Erforschung humaner Viren, der Wechelwirkung zwischen Viren und ihren Wirten sowie zellulären Dysfunktionen, die hiermit in Zusammenhang stehen. Im HPI wird ein breites Spektrum global bedeutsamer Viren untersucht, z.B. HIV, Hepatitis B und C Viren, Adenoviren, Herpesviren, Leukämie- und Tumorviren. Das Heinrich-Pette-Insitut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Media Contact

Dr. Angela Homfeld idw

Weitere Informationen:

http://www.hpi-hamburg.de

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