Patente müssen reifen

Patente müssen reifen, bevor sie Erträge liefern. Die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) hat das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Konzept einer PATENTReiferei® mit sieben weiteren Universitäten und Fachhochschulen aus Westfalen ausgearbeitet.

Sie gehört damit zu den bundesweit neun Siegerprojekten in einem Wettbewerb zur Entwicklung von Patentstrategien. Die Bundesregierung fördert das Projekt für die nächsten zwei Jahre mit insgesamt 650.000 Euro.

Die PATENTReiferei® ist als Marke geschützt. Sie soll bei der zunehmenden Zahl an Erfindungen aus den Hochschulen technische und vertriebliche Reifungsprozesse in Gang setzen. Darüber hinaus werden Patentverwertungsprozesse im Hinblick auf ihre Effizienz analysiert.

„Ganz wichtig“, so Projektleiter Dr. Wilhelm Bauhus von der WWU, „ist die Erhöhung der Sichtbarkeit universitärer Erfindungen bei den Firmen.“ Deswegen wird über ein Patentmarketing im Landesteil Westfalen die Vielfalt und Qualität von Hochschulerfindungen herausgestellt.

Das Projekt wird von zahlreichen regionalen Wirtschaftsverbänden und Einrichtungen der Wirtschaftsförderung unterstützt. Strategischer Partner ist die Stiftung Westfalen-Initiative: Sie bringt ihr besonderes regionalwirtschaftliches Know-how in die Planungsprozesse ein.

Neu im Ansatz der PATENTReiferei® ist der Rücktransport der gewonnenen Erfahrungen, auch der negativen, in die akademische Lehre. „Dieses Thema ist in den Universitäten sperrig zu transportieren“, räumt Projektkoordinatorin Susanne Föhse ein. Der Kostenfaktor Wissen an den Gesamtproduktionskosten der westfälischen Wirtschaft nimmt jedoch stark zu. Deswegen sollte sich jeder zumindest in Grundzügen von dem Thema „Schutz von geistigem Eigentum“ angesprochen fühlen – ein Sachverhalt, den auch die Politik erkannt hat. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen (MIWFT) fördert flankierend zur PATENTReiferei® erstmalig vier Patentscouts: Es trägt damit zum Kompetenzaufbau in den Hochschulen bei.

Seit einer entscheidenden Gesetzesänderung im Jahr 2002 dürfen die Hochschulen darüber entscheiden, ob sie Firmen Erfindungen ihrer Wissenschaftler zur entgeltlichen Nutzung anbieten. „Unser Ziel ist, die Wissenschaftler zunächst zu informieren und zu sensibilisieren, den Wert ihrer Erfindungen zu erkennen“, so Katharina Krüger, Patentscout an der WWU Münster.

Damit sind weitere wichtige Schritte zu einem akademischen Patent-Management gemacht. „Dieses Konzept für das Coaching von Erfindungen an Hochschulen ist hierzulande innovativ“, befindet Ricardo Schuch, Patentreifungsmanager der WWU. In anderen europäischen Ländern ist das System bereits deutlich weiter entwickelt. Die Patentteams der westfälischen Hochschulen freuen sich daher besonders über konzeptionelle Hilfe von erfahrenen Universitäten: Die englische Universität Oxford und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in der Schweiz unterstützen sie bei der Veredlung ihrer Erfindungen.

Media Contact

Norbert Frie Universität Münster

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenster.de/AFO/

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