Neuer Rekord bei Forschungsausgaben der Wirtschaft: Drei-Prozent-Ziel erreicht

Das waren 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr, heißt es in der aktuellen FuE-Erhebung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Damit ist das im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung vereinbarte Ziel, drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung aufzuwenden, erreicht. Zwei Drittel dieser Summe stammen aus der Wirtschaft, insbesondere der Industrie.

Die Quote der FuE-Aufwendungen der Wirtschaft als Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich von 1,97 Prozent auf 2,02 Prozent gestiegen. Zusammen mit den von 0,94 auf 0,96 Prozent ebenfalls gestiegenen staatlichen Aufwendungen beträgt die FuE-Quote nun insgesamt 2,98 Prozent.

Das Forschungspersonal wurde um 2,9 Prozent auf insgesamt über 367.000 Vollzeitkräfte aufgestockt. Zusätzlich zur eigenen Forschung und Entwicklung haben die Unternehmen externe Forschungsaufträge in Höhe von 12,8 Milliarden Euro vergeben, etwa an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen – ein Plus von 3,8 Prozent.

„Wir wollen mit unseren privaten und öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu den globalen Spitzenreitern gehören. So steht es auch im vorliegenden Koalitionsvertrag der erwarteten Bundesregierung. Das ist begrüßenswert, und die Unternehmen leisten auch weiterhin einen großen Beitrag dazu. Aber auch die Regierungen anderer Länder haben sich viel vorgenommen – und tun teilweise noch mehr dafür.

Um den Forschungsstandort zu stärken und ihn für junge Forscher aus aller Welt attraktiv zu halten, braucht Deutschland neben der bewährten Projektförderung eine steuerliche Forschungsförderung für kleine und große Unternehmen, wie sie in den meisten OECD-Staaten längst üblich ist. Die Politik hat das mehrfach versprochen. Bedauerlicherweise wurde das Vorhaben aber nicht in den Koalitionsvertrag aufgenommen“, sagte Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender der BASF SE und Vizepräsident des Stifterverbandes. Ebenso sollten die Kooperationsmöglichkeiten von Bund und Ländern erweitert werden.

Die FuE-Aktivitäten der Wirtschaft spielen sich vor allem in der Industrie ab. Für Deutschland gilt dieser Grundsatz noch stärker als für andere entwickelte Volkswirtschaften. Hier werden 86 Prozent der internen FuE-Aufwendungen von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes finanziert. Die bedeutendsten Branchen sind der Fahrzeugbau, die Elektroindustrie, der Maschinenbau sowie die Chemie- und Pharma-Industrie.

Allein auf die Unternehmen des Fahrzeugbaus entfallen 37 Prozent der internen FuE-Aufwendungen. Doch nicht nur das Volumen, auch die Wachstumsdynamik dieser Branche ist hoch. Die Hersteller von Personen- und Lastkraftwagen erhöhten allein von 2011 auf 2012 ihre internen FuE-Aufwendungen um überdurchschnittliche 6,4 Prozent. Noch stärker wurde Forschung und Entwicklung in Unternehmen ausgeweitet, die Datenverarbeitungsgeräte oder elektronische Erzeugnisse herstellen. Auch die Informations- und Kommunikationsdienstleister haben überdurchschnittlich in FuE investiert. Die weiteren Branchen der Dienstleistungswirtschaft jedoch haben, entgegen einem jahrelangen Trend, ihren Wachstumspfad verlassen. In vielen Bereichen, wie etwa bei technischen Dienstleistungen, sanken die FuE-Aufwendungen zwischen 2011 und 2012 im einstelligen Prozentbereich.

Wesentliche Treiber für die positive Entwicklung in der Industrie sind einerseits eine hohe Liquidität bei vielen Großunternehmen, gepaart mit technologischem Veränderungsdruck aufgrund hoher Wettbewerbsintensität aber auch steigender Anforderungen durch Normen und Gesetze. Innovationstreiber sind vor allem Energieeffizienz und -management, Klimaschutz, neue Steuerungs- und Antriebstechnologien im Automobilsektor sowie übergeordnete gesellschaftliche Themen, etwa der demographische Wandel.

Forschung und Entwicklung konzentrieren sich in Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Gut drei Viertel der gesamten Forschungsausgaben werden von diesen Unternehmen aufgebracht. Zwar existiert eine beträchtliche und im Trend steigende Zahl kleiner forschungsaktiver Unternehmen; deren Anteil an den Gesamtausgaben für FuE ist jedoch gering.

Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Intensität mit der FuE betrieben wird. So variiert der Anteil des Umsatzes, der für Forschung und Entwicklung verwendet wird, deutlich zwischen den Branchen. Hohe Anteile von mehr als 7 Prozent wenden etwa die Pharma-Industrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau oder auch die Hersteller von elektronischen und optischen Erzeugnissen auf. Vergleichsweise niedrig (weniger als 2 Prozent) ist die FuE-Intensität in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie oder im Baugewerbe. Da auch das Wachstum der FuE-Ausgaben in diesen Branchen unterdurchschnittlich ist, wird sich die Schere der Innovationsleistungen zwischen den Branchen immer weiter öffnen.

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Moritz Kralemann
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