Neue Schule: Forschend lernen

„Wir wissen aus der Forschung, dass naturwissenschaftliche Experimente im Klassenzimmer geringe Lerneffekte haben, wenn sie nur vorgeführt werden“, erklärt Suzanne Kapelari vom Institut für Botanik. Sie ist Leiterin der „Grünen Schule“ und arbeitet federführend am Projekt INQUIRE mit. Ziel dieses Projekts ist es, Lehrerinnen und Lehrern naturwissenschaftlicher Fächer die Werkzeuge in die Hand zu geben, um ihren Unterricht noch wirksamer zu gestalten.

Die Schüler sollen auch die Prinzipien naturwissenschaftlicher Arbeit kennen lernen: Hypothesen werden durch Experimente belegt oder widerlegt, mögliche Hypothesen zuvor gemeinsam in der Diskussion erarbeitet. Dieses „forschend-entwickelnde Lernen“ wendet das Institut für Botanik bereits erfolgreich im Rahmen der „Grünen Schule“ an. Jetzt wird der Fokus auf Lehrerinnen und Lehrer gelegt, die diese Art des Lernens selbst in ihrem Unterricht anwenden können. Zielgruppe sind Schüler zwischen neun und vierzehn Jahren. Suzanne Kapelari nennt ein Beispiel: „Eine klassische Frage wäre etwa: Warum sind die Blätter grün? Die Schüler diskutieren dann mit Anleitung des Lehrers und je nach Altersgruppe ihre Hypothesen und müssen sie begründen. Letztlich werden die Hypothesen mit Experimenten, die die Schüler selbst durchführen, belegt oder eben nicht.“ Das steigere den Lernerfolg, weil Schüler selbst nach Gründen forschen und diese auch belegen müssen.

„Uns ist auch wichtig, dass sich die Lehrerinnen und Lehrer bewusst werden, dass sie ihre Haltung zu den Schülern ändern müssen.“ Es gehe schließlich nicht nur darum, Wissen an Schüler weiterzugeben, sondern darum, Lernende aktiv in ihrem Erkenntnisprozess zu begleiten. „Die Rolle des Lehrers ist, Verbindungen zwischen den Experimenten herzustellen.“

Europaweites Projekt

Das Institut für Botanik, das Zentrum für LehrerInnenbildung und das Fachdidaktikzentrum Naturwissenschaften West sind federführend an INQUIRE beteiligt. Das von der EU-Kommission im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms mit 2,2 Millionen Euro geförderte Projekt wird von der Universität Innsbruck koordiniert, insgesamt sind 14 botanische Gärten in Europa und neben der Universität Innsbruck das King’s College in London, das weltweite Netzwerk „Botanic Gardens Conservation International“ und die Universität von Bremen als Bildungseinrichtungen beteiligt. Ab kommendem Herbst werden in elf europäischen Ländern Lehrer ausgebildet, die ihre Klassen nach dem Modell des forschend-entwickelnden Lernens unterrichten. Die Pädagogische Hochschule Tirol übernimmt im Rahmen des Fachdidaktikzentrums diesen Lehrgang in ihr Fortbildungsprogramm für Lehrer. Parallel dazu wird das von der EU-Kommission als Teil des 7. Forschungsrahmenprogramms mit insgesamt rund 2,2 Millionen Euro geförderte Projekt evaluiert – sowohl um zu sehen, ob die Lehrer tatsächlich ihre Haltung ändern, als auch, um die Effektivität dieser Lernmethode zu überprüfen.

„Lehrer brauchen für diese Art des Unterrichts ein hohes Maß an Fachwissen, wie es unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität bieten können“, zudem benötige es für die Experimente auch lebende Organismen und Ressourcen, die Schulen häufig nicht haben, erläutert Suzanne Kapelari. Hintergrundwissen – fachlich wie fachdidaktisch – und Methodenkenntnis bekommen die teilnehmenden Lehrer im Rahmen des Lehrganges vermittelt, im Sommersemester 2012 gestalten sie mit ihren Klassen dann Ausflüge zum Botanischen Garten, wo sie für Experimente einerseits das Equipment zur Verfügung gestellt, andererseits auch die Unterstützung der Wissenschaftler der Universität bekommen.

Rückfragehinweis:

Dr. Suzanne Kapelari
Institut für Botanik
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507-5943
E-Mail: suzanne.kapelari@uibk.ac.at
Mag. Stefan Hohenwarter
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507-32003
E-Mail: presse@uibk.ac.at

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Dr. Christian Flatz Universität Innsbruck

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