Kulturelles Erbe zugänglich für jedermann

Anfang Dezember entschied das Bundeskabinett, die Deutsche Digitale Bibliothek DDB aufzubauen, als Netzwerk der deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen. Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS soll die DDB gemeinsam mit Partnern technisch konzipieren und aufbauen.

Internet-Recherche: Stichwort Schiller und Jubiläum. Bisher erhält der Nutzer endlose, unstrukturierte Trefferlisten. Die Bandbreite reicht von Schiller Nationalmuseum über Schillers Geburtstag hinzu verschiedenen lebenden Personen namens »Friedrich Schiller«, wohnhaft in unterschiedlichen Städten. Die Suchergebnisse in der Deutschen Digitalen Bibliothek sähen anders aus, so die Idee. Hier findet der Nutzer konkrete Ergebnisse zu Friedrich Schiller; aus der einen Quelle sind alte Handschriften einzusehen, aus der anderen verschiedene zeitgenössische Porträts, hinzukommen Videoaufnahmen einer aktuellen Inszenierung, Tonaufnahmen aus den 50er-Jahren oder literaturwissenschaftliche Magister- und Doktorarbeiten.

Denn Ziel der DDB ist es, die in Deutschland verfügbaren Kulturgüter und wissenschaftlichen Informationen für ein breites Publikum zu öffnen. Dafür sollen Daten und Informationen aus den über 30 000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland erschlossen und über das Internet für jeden zugänglich gemacht werden – unabhängig davon, ob die Informationen als Videoclip, Text oder Bilder vorliegen. Der Nutzer kann auf eine Palette von Daten und Fakten zugreifen, die ihm zudem anschaulich präsentiert werden – dank Internet zu jederzeit und von jedem Ort aus, sei es vom PC-Arbeitsplatz oder über mobile Geräte. Das kulturelle Erbe Deutschlands sowie veröffentlichte wissenschaftliche Informationen werden so nicht nur für Fachleute, sondern für alle Nutzerkreise erreichbar, für Schülerinnen und Schüler ebenso wie für Studenten oder kulturinteressierte Menschen aller Altersgruppen.

»Wir erstellen gemeinsam mit unseren Partnern die technische Gesamtkonzeption und koordinieren das gesamte Projekt«, sagt Projektleiterin Marion Borowski vom IAIS. »Hier am Institut gab und gibt es eine Reihe von Aktivitäten zum Thema Kulturerbe – zum Beispiel das Digitale Beethoven-Haus. Zudem haben wir die Studie 'Auf dem Weg zur Deutschen Digitalen Bibliothek' verfasst, eine wesentliche Basis für das nun startende Projekt.«

Die digitale Bibliothek soll über ein Internetportal eine komfortable Recherche über alle multimedialen Inhalte hinweg ermöglichen. Dafür notwendige spezielle Suchwerkzeuge werden zum Beispiel im Projekt Theseus entwickelt, an dem das IAIS ebenfalls beteiligt ist. Diese Werkzeuge analysieren die Inhalte und können Hinweise auf deren Bedeutung geben. Der Nutzer kann damit auswählen, ob er sich zum Beispiel für den trojanischen Helden »Paris«, den Vornamen »Paris« oder die Stadt »Paris« interessiert. Darüber hinaus vernetzen die Verfahren Inhalte aus den unterschiedlichen Quellen und bringt sie in einen inhaltlich sinnvollen Zusammenhang.

Die Arbeiten des IAIS zu Konzeption und Aufbau der DDB werden vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Auftrag gegeben. Derzeit definieren die Fraunhofer-Entwickler gemeinsam mit der Virtual Identity AG die Anforderungen an die DDB. Anfang 2010 startet die Konzeptions- und Umsetzungsphase. Der Pilotbetrieb soll Mitte 2011 beginnen. Die Finanzierung des Infrastrukturaufbaus erfolgt aus Mitteln des Konjunkturprogramms II des Bundes. Die DDB wird in die Europäische Digitale

Bibliothek »Europeana« integriert. Sie ist ein Verbund der nationalen digitalen Bibliotheken Europas, zu denen auch die DDB gehört.

Das »Kompetenzwerk DDB«, an dem namhafte deutsche Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen aus allen Sparten, etwa Bibliotheken, Archive oder Museen, beteiligt sind, vertritt die Interessen aller

Beteiligten und berät die Betreiber der DDB in fachlicher und technischer Hinsicht.

Media Contact

Marion Borowski Fraunhofer Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.iais.fraunhofer.de

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